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Bunga

Bunga

Es heißt nicht ohne Grund „Don’t judge a book by its cover“. Dennoch kann man sich nur bedingt von der eigenen Voreingenommenheit befreien, vor allem beim ersten Aufeinandertreffen. Ähnlich müssen sich die Teilnehmer:innen und anwesenden Personen des lokalen Rap-Events U TRY RAP PLEASE im November 2018 gefühlt haben, als sie Noor Ayu Fatini Mohd Bakhari auf der Bühne sehen. Völlig unwissend, dass es sich um ein Freestyle-Battle-Format handelt, steht die damals 19-Jährige in den ersten beiden Runden wie versteinert ihren Kontrahenten gegenüber. Sie bringt nicht einen gescheiten Vers zustande. Bunga, wie sich die Newcomerin nennt, fliegt logischerweise direkt aus dem Wettbewerb. Die Veranstalter:innen geben ihr am Ende trotzdem noch eine Chance und lassen sie ihren mitgebrachten selbstgeschriebenen Track performen.

Mit ihren schwarz-weiß-karierten Vans-Schuhen, der pinken Baju Kurung (einem traditionellem malaiischen Kleid) mit Blümchen drauf sowie einem altrosafarbenen Hijab und einer großen schwarzen Brille auf der Nase sieht Bakhari nun wirklich nicht wie die nächste Rap-Persona schlechthin aus. Doch Irren ist menschlich. Innerhalb weniger Bars gewinnt das junge Talent die Menge für sich und heizt dieser ordentlich ein. Mit den schlagfertigen Worten „This is for my ex actually“ setzt sie für die nächsten 16 Bars an, während das Publikum in Jubelchöre verfällt. Auch wenn einem der Inhalt aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse flöten geht, merkt man, dass die Energie stimmt, sie steckt sofort an.

Bungas Auftritt geht daraufhin online viral. Unter anderem wird das Cypher-Format 16 BARIS, das vor allem südostasiatische Artists pusht, auf die Newcomerin aufmerksam. Im März 2019 absolviert sie ihren ersten Auftritt in der Show: In puncto Look und Performance hat sich bei der jungen MC weniger verändert (Richtig so!), dafür aber in Bezug auf ihre Rap-Skills und Flow-Variationen. Es fällt deutlich auf: Hier hat jemand hart an sich gearbeitet. 

Insbesondere aus der muslimischen Community bekommt das junge Rap-Talent viel Zuspruch und inspiriert die Menschen. Neben Mona Haydar und Neelam Hakeem gehört Bunga zu den wenigen weiblichen Hijabi-Rap-Artists in der Szene, die den Spagat zwischen religiöser Hingabe und einer Karriere im kapitalistischen Musikbusiness gekonnt vollziehen. Mit ihrem Dasein agiert die junge Künstlerin als wichtiges Vorbild für andere weibliche Rap-Fans in ihrer Heimat und trägt gleichzeitig dazu bei, die malaysische Kultur zu repräsentieren. Die Entscheidung, sich bei öffentlichen Auftritten stets in eine Baju Kurung zu kleiden, kommt nicht von ungefähr, wie Bunga im Interview mit Lifestyle Asia erzählt:

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I always wear baju kurung when I perform live. So, if you want to see me in baju kurung, come see me perform! (chuckles) It’s exclusive for live performances. I’ve gotten some backlash for my choice, especially because I dress differently outside of my performances, but for me it’s something special. It’s like, every artist has something unique to them, so this is mine – this is my identity.“

Absolutes Highlight ihrer jungen Karriere stellt 2021 der gemeinsame Song „Intan Payung“ zusammen mit der Queen of Ethnic Pop, Malaysias Noraniza Idris dar. Mittlerweile kann Bunga mehr als ein Dutzend Veröffentlichungen vorzeigen und beweist dabei Feingespür für die unterschiedlichsten Genres und Sounds. Eine Listening-Session durch ihre insgesamt eher poppig angehauchte Diskografie lohnt sich allemal. Klare Anspieltipps gibt es unsererseits für die Live-Version des Songs „Amaran“ featuring Siti Nordiana sowie für ihre jüngste Single „Buai“.

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