Als „Ikone oben ohne“ stellt sich die Newcomerin mit dem wohl besten Künstlerinnen-Namen im deutschen Rap-Game vor: Bush.Ida. Natürlich lehnt sich ihr Name an Bushido an, mit dessen Songs sie bereits im Grundschulalter über ihren älteren Bruder sozialisiert wurde. Damals war es ihr allerdings noch peinlich, sich nach außen hin als Deutschrap-Fan zu outen. „Ich weiß inzwischen, dass Deutschrap für mich voll wichtig war, weil das so eine geile Aggressivität hatte, die ganz viel von dem, was ich erlebt habe, einfach verarbeitet hat,“ verrät sie in einem kurzen Interview via Video-Telefonat. „Vielleicht ist Bush.Ida jetzt das Reclaim, in dem ich Texte schreibe, hinter denen ich stehen kann. Und dann kann ich auch hinter dem Namen stehen und hinter dem, was Deutschrap jetzt ist.“
Während des Gesprächs wirkt Bush.Ida sehr aufgeschlossen und lacht viel. Hinter ihr leuchtet eine überlebensgroße, selbstgebastelte vulvenförmige Lampe in Lila- und Blautönen. Mit dem Rappen beginnt sie eher zufällig, aber eigentlich auch ganz klassisch über das Freestylen in WG-Küchen. Spaß an Spielereien mit Worten hat sie schon ihr ganzes Leben. Die Erkenntnis, dass Freestyle wie ein Sport funktioniert und man durch Training ständig besser wird, sorgt dafür, dass Bush.Ida am Ball bleibt.
„Das Freestylen hat mir voll eine Hemmschwelle weggenommen. Ich bin so ein Mensch mit viel innerem Druck. Wenn ich von vornherein daran gedacht hätte, eine Message zu spreaden, dann wäre das nie dahin gekommen,“ erklärt sie weiter. Rap sei für sie der einzige Lebensbereich, in dem sie keinen Druck verspürt, sondern einfach machen kann. Ihren ersten Track nimmt sie dann 2017 auf, als Geburtstagsgeschenk für ihren Bruder. Auf Instagram und Konzert-Aufnahmen finden sich noch weitere Hommagen an enge Freunde, meist sehr battlerap-lastig und mit ordentlich Humor.
Allgemein merkt man den Songs von Bush.Ida ihre Ursprünge im Freestylen noch immer an. Viele Reime spielen mit der Sprache. Ihr Punchlines haben eine gehörige Portion Humor, knallen aber dennoch ordentlich. Den Schritt, ernsthaftere Songs aufzunehmen und Musikvideos zu veröffentlichen, macht die Wahl-Kölnerin dann, als sie ihren jetzigen Freund kennenlernt, der zufälligerweise Musik produziert und ein kleines Studio im Schlafzimmer hat. Dieser Musiker, der Sänger und Produzent Moglii aus Düsseldorf, produziert dann auch viele Beats für sie.
Inhaltlich setzt sich Bush.Ida in ihren Songs viel mit überholten Geschlechter-Rollen, Klischees und den vielen Tabu-Themen rund um Sexualität und Weiblichkeit auseinander. Ihr Song „Vagida“ kommt beispielsweise dem Widerspruch auf die Schliche, dass es im Volksmund immer nur heißt man(n) müsse Eier beweisen, wenn es um Mut und Stärke geht. Dabei handelt es sich bei dem männlichen Hoden wortwörtlich um die Weichteile, während eine Vagina ganze Kinder gebären kann.
In anderen Songs battlet sie dagegen ohne Angst vor Verlusten gegen inhaltsarme und stereotypische Sprachbilder. „Der deutsche Mainstream-Rap gehört auch einfach mal aufgeräumt,“ sagt sie dazu, ergänzt aber im selben Atemzug noch, dass ihre „Narrative immer noch die von einer weißen, akademischen, mitteleuropäischen Cis-Frau sind.“ Bush.Ida existiert als Rapperin nicht einfach nur um irgendwelche Macker in die Schranken zu weisen. Es geht vor allem darum, Spaß an Rap, Freestyle und Sprachakrobatik zu haben – aber natürlich auch ums Dissen.