Die portugiesische Musikerin Capicua macht Rap mit Herz und Verstand. Ihre politisch-motivierten Lyrics transportiert sie mit smoothen Flows meist über Oldschool-Beats. Oft zeigt sie sich jedoch auch experimentierfreudig und keinesfalls aus der Zeit gefallen.
Ana Matos Fernandes gehört zu den Pionierinnen der portugiesischen Rapszene. Geboren in den 80ern in Porto und aufgewachsen mit der HipHop-Kultur der 90er, etabliert sie sich in den 00er-Jahren selbst als versierte Rapperin. Damit gehört sie zu den wenigen weiblichen MCs dieser Zeit. Im Interview mit girlmuseum.org erzählt sie, dass sie diese Postition zwiespältig betrachtet:
I think it’s very hard in the early years, because there is a mistrust. We have to prove that we are not there because we like rappers, but because we like rap. But in my case, after going through the years of affirmation and having proved that I had merit and dedication to rap, the fact of being a woman ended up playing in my favor. Because as there are very few women in rap, I ended up highlighting myself! This ‚exoticism‘ has always given me visibility and is always a good excuse to speak of feminism and patriarchy.“
Capicua / girlmuseum.org
Capicua nutzt ihre Auffälligkeit, um über Missstände aufzuklären und gesellschaftskritischen Inhalten ein Spotlight zu bieten. In Ihren Texten thematisiert sie zum Beispiel Sexismus in der Musikindustrie oder Gewalt an Frauen und liefert aus ihrer eigenen Perspektive wichtige Repräsentation. Ihr politisches Engagement spiegelt sich auch in Fernandes‘ akademischem Interesse wider: Sie studiert Soziologie und macht in Human Geography in Barcelona ihren Doktor.
Ihrer Liebe zu HipHop bleibt sie bis heute treu. Wegen ihres Interesses für Graffiti verbringt Capicua schon seit ihrem 15. Lebensjahr viel Zeit in Portos HipHop-Szene und greift zunächst innerhalb einer Band zum Mic. Seitdem sind gut 20 Jahre verstrichen und vier Alben sowie weitere Mixtapes und Kollabo-Projekte entstanden. Ihr letztes größeres Release feiert Capicua 2020 mit dem Album „Madrepérola“. Die 13 eingängigen Songs funktionieren trotz Sprachbarriere wunderbar. So schafft Capicua vor allem mit ihrem smoothen Sound und Skills eine einnehmende Atmosphäre. Hier trifft viel Instrumental-BoomBap auf kleine Jazz- oder sogar Trap-Experimente. Ihr Oldschool-Sound wirkt deswegen nicht nostalgisch, sondern im Hier und Jetzt angekommen.
Bei Capicua passt einfach alles für eine richtig dope MC: Stimmfarbe, Flow, Beatauswahl, Reimskills und vor allem bedeutungsstarke Thematiken. Wie sie die Sonne Portugals auf einen Track presst, zeigt sie mit „Vayorken“: