Carmel Zoum – eine Powerfrau, wie sie leibt und lebt!
Als Kind kongolesischer Eltern in Moskau geboren, wuchs Carmel zunächst in Frankreich auf, bis sie ihr Weg Anfang der 2000er nach Deutschland verschlug – zunächst nach Heidelberg und schließlich nach Berlin, wo sie mittlerweile seit vielen Jahren lebt und sich vor allem als Reggae- und Dancehall-Künstlerin mit Attitüde sowie politischer Kante einen Namen gemacht hat. Ihre Musik beschreibt Carmel Zoum dabei als „Diaspora Dance Music“ oder auch Dance Music mit politischen Inhalt.
Inspiriert und geprägt durch die kongolesische Popmusik „Soukouss“, fand Carmel früh ihren Zugang zum Dancehall, gleichzeitig begann sie bereits in jungen Jahren als Sängerin in Reggae-Bands mitzuwirken. Parallelen zwischen beiden Musikstilen sieht Carmel Zoum dabei nicht nur in musikalischen Parametern wie der Rhythmik oder Performance, sondern ebenso aufgrund der ähnlichen Entstehungsgeschichten. Insofern vereint Carmel in ihrem eigenen musikalischen Schaffen die Musik ihrer kongolesischen Wurzeln mit Dancehall, also der Musik jamaikanischer Nachkommen kongolesischer Sklaven, und paart diese hin und wieder mit Sounds aus dem Drum’n’Bass, Dupstep oder elektronischer sowie Pop-Musik – siehe beispielsweiese in einem Song wie „Mabele Riddim“.
Mit ihren „conscious Lyrics“ und ihrem krassen Flow macht sich Carmel nach ihrem Umzug nach Deutschland innerhalb kürzester Zeit vor allem in der linkspolitischen Szene einen Namen, u.a. durch ihre Arbeit mit dem Igboa Sound System und Ngoma Sound System oder durch ihre Kollaborationen mit Irie Révoltés („Mes sœurs“), der Rapperin FaulenzA („Tanzen“, „Wo sie mich haben wollen“) oder aber dem Rapper Mal Élevé, welcher – ebenso wie der Rapper Msoke – bei Carmels Song „Oury Jalloh“ einen Part zugesteuert hat. Letzt genannter Track erschien als Single ihres 2015 über das Label Springstoff erschienenen Albums „Skwamat“, bei welchem Carmel Zoum ebenso auch als Produzentin beteiligt war. Der Begriff „Skwamat“ bedeutet dabei soviel wie „Häutung“ (von Reptilien). Er steht sinnbildlich für den Reflektionsprozess Carmel Zoums, mit sich und der Welt stetig im Abgleich zu stehen, um sich weiterzuentwickeln. In diesem Sinne möchte Carmel mit ihrer Musik nicht nur zum Feiern und Tanzen anregen, sondern ebenso auch zum Nachdenken. Deutlich wird dies vor allem, wenn man sich auch auf textlicher Ebene einmal genauer mit ihrer Musik beschäftigt. Hier nutzt Carmel Zoum – ganz im Sinne der Ursprünge des Dancehalls der 1970er/80er Jahre – ihre Musik, um auf Missstände aufmerksam zu machen und marginalisierten Menschen eine Stimme zu geben. So erzählt sie im Song „In the Club“ aus der Perspektive eines geflüchteten Menschen über dessen Entscheidungsprozess und Weg, das eigene Leben, samt Familie und Freunden, hinter sich zu lassen und ohne Perspektiven in Europa anzukommen. Oder sie setzt sich in einem Song wie „Lucifer Effect“ mit traditionellen und vor allem negativ behafteten Frauenbildern auseinander.
Carmel Zoum ist als Schwarze Frau mit ihrem politischem Anspruch und ihrer tiefgründigen Musik in jedem Falle eine wichtige Stimme in der hiesigen Rap-Szene, von der wir hoffentlich weiterhin noch viel musikalischen Input erwarten können.