Bereits mit ihrer Debütsingle „South“ lieferte die persisch-neuseeländische Künstlerin CHAII im Oktober 2019 einen wahren Banger. Innerhalb kürzester Zeit gelang es ihr, auch internationale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So wählte die Rolling Stone den Track „South“ im April 2020 zum Song der Woche, im Juli wurde sie als erste neuseeländische Künstler:in überhaupt Teil des Newcomer-Programms RADAR von Spotify. In der Presse häufen sich seitdem Vergleiche mit Künstler:innen wie M.I.A. und Tkay Maidza.
Neben catchy Lines wie „Me skinny but my ride so fetty.“ sticht die junge Musikerin, Produzentin und Toningenieurin vor allem mit ihrem hybriden, Genregrenzen sprengenden Sound aus der Masse. Ihre visuelle EP „Lightswitch“, die sie im Juli 2020 veröffentlichte, ist in diesem Zusammenhang das beste Zeugnis für das musikalische Talent der gebürtigen Iranerin. Auf den insgesamt sechs Tracks der Platte mischt CHAII eingängige, tanzbare HipHop-Beats mit elektronischen Klängen und persischen Schlagzeugpattern, 6/8-Rhythmen sowie traditionellen Instrumenten wie Daf und Tombak. Getoppt wird diese eindrucksvolle Performance durch empowernde Inhalte, die CHAII mal auf Englisch oder Farsi abliefert – beispielsweise im Song „Diggebasse (feat. B Wise)“ (Farsi für „Genug“).
You told me that rappin‘ is handsome,
Chorus des Songs „South“
Gotta have passion, gotta have sass, man
Gotta be G with a little bit of fashion
I be on stage and I’m making it happen“
Als reiche dies nicht bereits aus, um die Kinnlade auf den Tisch knallen zu lassen, beweist Mona Sanei, so ihr bürgerlicher Name, in und mit ihren Musikvideos auch noch ihr Können als Regisseurin. Mit Release ihrer EP droppte CHAII passend zu jedem Track auch noch ein dazugehöriges Video. Während die Visuals zu den ersten drei Auskopplungen der EP (South, Diggebasse und Trouble) im Nahen Osten gedreht wurden und an CHAIIs frühe Kindheitserinnerungen in ihrer iranischen Heimat anknüpfen, wurden die Clips zu Lightswitch, Nobody Know und Middle Ground in Kalifornien gedreht.
Hört und schaut mensch sich CHAIIS Musik(videos) an, so bekommt man nicht nur einen perfekten Einblick in das künstlerische Schaffen einer jungen Frau bei dem Versuch, sich selbst in dieser Musikwelt zu finden und zu positionieren. Man bekommt auch ein Stück weit Geschichte vermittelt – über die iranische Diaspora infolge der Islamischen Revolution 1979, aber vor allem über junge Menschen, die nie ganz sichtbar waren bzw. sich nie ganz zugehörig gefühlt haben und nun einen Weg suchen, diese Erfahrungen sowie kulturellen Einflüsse zu vereinen:
I am part of the new generation of Iranian immigrants who are creating music outside of Iran. Coming from New Zealand, where there’s a very small Persian community that you barely see or hear from, it was a revelation to experience the perfect blend of Western and Persian influences when I first visited LA to see family.”
Quelle: Cool Accidents
Im Falle von CHAII resultiert dieser (musikalisch dargebotene) Identitätsprozess in einem Grenzen auflösenden Sound und das Spiel mit klischeehaften Narrativen in Bezug auf iranische Frauen – und so rappt CHAII mal in typischer persischer Kleidung im Louis Vuitton-Look, mal mit Adidas-Niqab verschleiert für mehr Sichtbarkeit von BIPoCs, für die eigenen Rechte und insbesondere über die Freude am Leben.