Charismatisch, experimentierfreudig, vielseitig und ein HipHop-Head von den Zehen- bis zu den Haarspitzen: Dafür steht Josefina Tomás Araya, die in ihrer Heimat Uruguay vor allem unter ihrem Künstlerinnennamen Clipper bekannt ist. Nicht ohne Grund zählt sie zu den angesagtesten weiblichen Stimmen der lokalen HipHop-, insbesondere der Freestyle-Szene. Über die Jahre hat Clipper ihren ganz eigenen musikalischen Sound entwickelt. Bei dem fusionieren, wie zuletzt auf der gefeierten Platte „Don Padoshon“ (2020) zu hören, klassische BoomBap-Elemente mit avantgardistischem Hardbass und Pop. Die Stilmischung funktioniert, die MC hat sich bereits weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen machen können.
Josefina Tomás Araya wird im Januar 1994 in Montevideo geboren, der Hauptstadt Uruguays. Schon als junges Mädchen interessiert sie sich vor allem für Kunst und Musik. Mit acht Jahren nimmt sie ihre ersten Gitarren- und Gesangsstunden. Etwa zur selben Zeit kommt sie zu ihrem späteren Künstlerinnennamen Clipper: Ihr bester Freund, mit dem Josefina ihre ersten Versuche beim Graffitisprayen unternimmt, gibt ihn ihr kurzerhand, da sie damals in der Regel Büroklammern als Ohrschmuck trug. Die Büroklammern sind gewichen, der Name jedoch bis heute geblieben, ebenso wie die Liebe zur Musik. Mit circa 14 Jahren übt sich Clipper erstmals als Rapperin und findet Anschluss an die lokale Freestyle-Szene. Es braucht jedoch sechs weitere Jahre und einen Umzug nach Buenos Aires, bis sich für die junge Künstlerin aus dem anfänglichen Hobby eine Leidenschaft entwickelt, der sie professionell nachgehen möchte. Als Josefina 2014 mit einem Stipendium in der Tasche für ihr Bachelorstudium in „Musical Comedy“ in die argentinische Hauptstadt zieht, connectet sie mit lokalen Artists wie Trueno, Sony und Wos, namhaften Rappern der Freestyle-Szene, und hängt mit ihnen ab. Schnell steht für Clipper fest, dass die den Sprung wagen und ihre Rap-Karriere professionell verfolgen möchte. Sie setzt alles auf eine Karte – mit Erfolg.
2015 veröffentlicht die MC ihr erstes Album „Serendipia“ inklusive der späteren Singleauskopplung „Soy“. Die zwölf Tracks der Platte entstehen alle im Zeitraum von 2009 bis 2015. Anfang 2017 folgt das Nachfolgerprojekt „Trapecio“ zusammen mit SantiBm – Trap-Sounds und Autotune-Effekte bis zum Umfallen – sowie 2019 das Studioalbum „No Hay Nadie“, auf dem Clipper wieder klassischere Töne anschlägt.
Es erstaunt einen bei dieser Erfolgsgeschichte kaum, dass die junge Künstlerin bislang für all ihre Platten bei den Graffiti Awards (aka „Premios Graffiti“), einer Auszeichnung zur Würdigung musikalischer Leistungen in Uruguay, nominiert war – so auch für ihr jüngstes Werk „Don Padoshon“ (2020). Auf dem Album vermischt Clipper Einflüsse aus Cumbia, Tango, Candombe, Reggaeton sowie die treibenden, schnellen Tempi des Hardbass. Zugegebenermaßen klingt dies zunächst unzugänglicher, als es in der Realität tatsächlich ist, hört man erst einmal in Songs wie „Nacorabli“ oder „Bebé“ rein.
Clipper ist allerdings nicht nur musikalisch ein Tausendsassa, sondern sie engagiert sich vielseitig innerhalb der lokalen wie auch der internationalen spanischsprachigen HipHop-Szene: Sei es mit ihren Rap-Workshops, als Moderatorin des Punchline-Podcasts für Red Bull Batalla de Gallos, als Gastgeberin der lokalen Qualifikation für den Weltwettbewerb im Jahr 2019 oder als Moderatorin von Zoom City, dem (!) HipHop-Radio/-Medium in Uruguay. Sie ist und bleibt nun einmal ein HipHop-Head von den Zehen- bis zu den Haarspitzen.