Dizzy Fae gehört zu diesen Beispielen in der Musikindustrie, die zeigen, dass es manchmal eben doch einzig und allein auf Talent ankommt. Mit nur 16 Jahren veröffentlicht sie ihren ersten Song „Color me bad“ auf Soundcloud. Ein experimenteller, jazzig-souliger Tune, auf dem die Musikerin aus Minnesota mit ihren leichten Vocals einen warmen Kontrast zum düsteren Bass liefert, ehe sich der Song in luftigen Synthies auflöst. Während ihre Altersgenoss:innen sich an Four-Chord-Tracks abmühen, schafft Dizzy Fae mit ihren Songs halbe Sinfonien. Klar, dass es die Debütsingle direkt ins Radio schafft – und die Türen für die junge Künstlerin nur so auffliegen.
Als „genre-bending artist“ betitelte das Billboard Magazine sie bereits 2019, und tatsächlich: Sie lediglich auf ihre mehr als erfolgreichen Gehversuche im Rap zu beschränken, wäre viel zu kurz gedacht. Dizzy Fae bedient sich mühelos an allem, das die Musikgeschichte zu bieten und (noch) nicht zu bieten hat. Jazz? Soul? HipHop? Pop? Elektronische Musik? Kann sie alles. Dass sie sich weitestgehend frei von Erwartungen und Stilschubladen bewegt, ist unter anderem ihrer Heimat zu verdanken: Trotz einer beeindruckenden Vita lebt die Anfang-20-Jährige nach wie vor in der Nähe ihrer Heimatstadt St. Paul in Minneapolis und feilt somit fernab von Musikmetropolen wie New York an ihrem Sound. Der Name ihres Debüt-Mixtapes „Free Form“ aus dem Jahr 2018 passt wie die Faust aufs Auge. Die Devise: unabhängig vom Style einfach extrem gute Musik abliefern, und das gelingt der studierten Sängerin und Tänzerin definitiv.
Dass ihre einzigartige musikalische Vision funktioniert, ist Eingeweihten zu diesem Zeitpunkt längst bewusst: Bereits zwei Jahre zuvor ist Dizzy Fae als Voract von Lizzo, Kehlani, The Internet und Empress Of unterwegs und erspielt sich live eine Fanbase. Inzwischen reicht die Liste der Musiker:innen, mit denen sie in verschiedenen Formen zusammenarbeite, von Jorja Smith bis zu den Ying Yang Twins, denen sie mit ihrem 2021er Hit „Body Move“ Reminiszenz zollt. Klar, dass zwei Monate nach Release endlich auch ein gemeinsamer Remix mit den Crunk-Zwillingen aus Atlanta folgt.
In ihrer Musik und im Rahmen ihrer Auftritte zelebriert Dizzy Fae ihre queere Identität mit genau der Selbstverständlichkeit, die sie verdient. Darüber hinaus thematisiert sie die Struggles, als Women of Color mit einer alleinerziehenden weißen Mum in einer weiß geprägten Nachbarschaft aufzuwachsen. “I want to say I was an outcast, but I don’t wanna emphasize that too much, because I was always OK with being an outcast”, erzählt sie dem Billboard Magazine über ihre Jugend.
Ihre Vision hat Dizzy Fae inzwischen in zwei Mixtapes und einer EP verarbeitet. Während wir sehnsüchtig auf ein Album warten, tanzen wir weiter zu „Body Move“ vor dem Badezimmerspiegel und freuen uns, dass wir in ein paar Jahren sagen können: Wir kannten diese krasse Künstlerin schon, als sie hierzulande noch komplett underrated war. Gern geschehen!
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