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DMZL

DMZL

Triggerwarnung: Der folgende Text thematisiert den Umgang der Künstlerin mit den Themen Tod und Depression. Solltest du Probleme bei der Auseinandersetzung mit diesen Thematiken haben, solltest du dieses Portrait besser nicht lesen.

DMZL, ausgeprochen: Damsel, hebt sich von der Masse ab. Sie selbst legt Wert darauf, nicht zu einem Produkt der Musikbranche zu werden. Sie will unabhängig, anders, sie selbst sein. Mit ihrer Mischung aus Rap, Alternative und Pop-Punk gelingt das der selbsternannten Emo-Rap-Artistin definitiv. Die Themen, die sie behandelt, sind dunkel. Nicht umsonst findet man sie in Social Media unter ihrem ehemaligen Künstlerinnennamen Damsel is Depressed. Aber zurück zum Anfang.

Die 1995 geborene Künstlerin stammt aus Israel und war bereits als Kind rund um die Uhr von Musik umgeben. Ihr Vater ist Classic-Rock-Fan, ihre Mutter verehrt 80s-Pop und besonders Elvis Presley. Besonders durch das Internet bildete Damsel ihren ganz eigenen Musikgeschmack aus, eine bunte Mischung aus My Chemical Romance, Elizabeth Grace, Amanda Palmer oder auch Fiona Apple. Schon damals war Musik für sie in erster Instanz etwas, das ihr Halt geben sollte: „At the time I felt like I was this outside thing that doesn’t belong anywhere, including my own skin. The internet found me and took me into its loving terrifying embrace“, sagt sie im Interview mit 365 Female MCs. Besonders als Jugendliche orientierte sie sich an den Pop-Punk-Bands, die sie liebte. Auf der Suche nach einer eigenen Band experimentierte sie in verschiedenen Genres, besonders in der Metal- und Alternative-Szene. Wohlgefühlt hat sie sich laut eigener Aussage dort nie wirklich.

Anfangs schrieb Damsel noch auf herkömmliche Weise Songs, ihren allerersten nahm sie A cappella mit einem einfachen Tonprogramm auf und veröffentlichte ihn auf MySpace. Heute sind ihre Texte fast ausschließlich Freestyles. Auf die Instrumentals verschiedener Produzent:innen rappt und singt sie, was auch immer sie gerade beschäftigt. Einflüsse von anderen lehnt sie strikt ab:

„I get really uncontrollably mad when someone I work with tries to get involved with my lyrics or change the meaning around it […]. It is just too personal and raw for me to let anyone touch it.“

Die persönlichen Inhalte, auf die sie so viel Wert legt, thematisieren in erster Linie Missstände und psychische Probleme: „I talk about what I feel, because what I feel is confusing, whether it is mental health, the educational system, corruption, racism or my heart being crushed.“ Ein Ausflug in Damsels Diskografie zeigt schnell, dass vor allen Dingen Depressionen und Tod in ihren Texten verarbeitet werden. Sie singt von Wahnvorstellungen und Stimmen in ihrem Kopf, vom Wunsch einfach zu verschwinden und grundsätzlich darüber, wie schlecht es ihr geht. Beim Zuhören kratzen die Lyrics unvermeidlich auch an der eigenen Psyche.

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„This is the brand for fuck ups and underdogs, those of you who feel like absolut shit no matter where you walk“

DMZL – 90210

Wer sich mit DMZLs Musik vertraut machen möchte, sollte sich dessen bewusst sein. Sie selbst erzählt auf Nachfrage, sie wisse, dass ihre Darstellung von Depressionen und Suizid problematisch, teilweise romantisierend sei. Hinter der Entscheidung, sich öffentlich so zu präsentieren, steckt in erster Linie der Wunsch nach mehr Realität und weniger Verharmlosung: „Your favourite artist is not always the best role model. Your favourite artist is a human, a broken and defected human, who is usually just trying their best to survive“, argumentiert sie ihre Entscheidung. „I mean sure it’s not an aesthetic (…) but in my perspective death and depression is in everyone´s life“. Ob man als Zuhörer:in diese Einstellung teilt, sei jedem selbst überlassen, doch sich dessen bewusst zu sein, bevor man sich in ihre Welt begibt, kann sicher vor Überraschungen bewahren.

In der letzten Zeit arbeitete DMZL in verschiedenen Kollaborationen an EPs und einem Album, wobei auch hier die Texte beim Freestylen entstanden. Besonders die EP, in der sie verarbeitet, wie die Welt und Musikindustrie uns in gewisse Schubladen pressen und zu bestimmten Verhaltensnormen zwingen, liegt ihr am Herzen. DMZL ist definitiv eine einzigartige Künstlerin und für jeden, der sich bereit fühlt, sich mit ihren dunklen Thematiken zu befassen, eine spannende neue Erfahrung.

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