Emma Lee geht mit einem besonderen Bewusstsein für Menschlichkeit, Frieden und Spiritualität durch die Welt, und das nicht ohne Grund. Als Überlebende des Anschlags vom 11. September und mehrerer Nahtoderfahrungen in ihrer Jugend will sie das Leben genießen, Dankbarkeit zeigen und ermutigen, auch die kleinen Dinge des Alltags zu schätzen: „A lot of people are alive but not living.“ Vor kurzer Zeit erschien ihre Single „Dear Corona“, in der sie erneut viele ihrer Gefühle verarbeitet und darauf hofft, anderen Personen in schweren Zeiten eine Stütze zu sein.
Dass sie ihre heutige Situation als gelassen beschreibt, wirkt wie ein kleines Wunder. In ihren ersten 19 Lebensjahren zog sie wieder und wieder um, von ihrem Geburtsort in Uganda über New York nach Kalifornien und zurück nach New York. In Harlem nahm sie im Alter von zwölf Jahren erstmals an einem Programm für darstellende Künste teil, gegründet von den Black Panthers und schwarzen Aktivist:innen des „Impact Repertory“ Theaters. Dort performte sie jährlich bis zu 50 Mal in verschiedenen Kunstformen, ihre schulische Laufbahn beeinflusste das jedoch nie. „School was always boring to me. I love to learn but it was dragging me down.“ Dass die Musik ihre erste Priorität war und bleiben sollte, war ihr schon damals bewusst.
Die Inspirationen ihrer Kindheit und Jugend sind vielfältig, angefangen bei Tina Turner, Missy Elliott und Lauryn Hill bis hin zu Phil Collins, Stevie Wonder und Whitney Houston. Die meisten Einflüsse erlangte sie über ihre Eltern und das Familienradio. Besonders, als ihre Eltern sich trennten, wurde das Radioprogramm zu ihrer größten emotionalen Stütze. Ihren ersten Song schrieb sie mit neun Jahren, in der Schule wurde sie erstmals Teil einer Rapcrew. Die erste Single, die sie aufnahm, half ihr, schon damals wie heute, bei der Verarbeitung von Konflikten. Auf der Melodie von „Inside your love“ (Earl Klugh) rappte sie darüber, wie sie eine Freundin zur Abtreibungsklinik begleitete. Das positive Feedback des Internets und der besungenen Freundin gaben ihr das Gefühl, mit ihrer Musik etwas erreichen zu können.
Mit der Zeit und im richtigen Umfeld entwickelte sie sich stets weiter, lernte das Produzieren im Studio, verschiedene Instrumente und Softwares zu bedienen. Die Erfahrungen, die sie sammelte, aber auch das bereits erwähnte „Impact Repertory“ Theater halfen ihr dabei, mit großen Namen wie Nile Rodgers, DMC oder Patti Labelle auf einer Bühne zu stehen, beispielsweise als Teil eines Livechors, oder sich ein und dasselbe Studio zu teilen. „I’ve had the honor to not only perform with/for these people but to be in rehearsal with them and witness part of their creative process which is a whole other inspiration. All the timeless artists like this definitely do flip a switch to greatness but it’s because they have something uniquely special that gets routine exercise.“
Nach der Veröffentlichung verschiedener Projekte steht Emma Lee derzeit mit ihrer Single „Dear Corona“ im Fokus, die sie am 30. März 2020 veröffentlichte. Bei dem BoomBap-Track, produziert von Emzkey One aus Brooklyn, handelt es sich um eine Art Quarantäne-Blues, dessen Einnahmen die junge Künstlerin an Organisationen spenden will, die der Musikbranche in Zeiten des Veranstaltungsverbotes finanziell unter die Arme greifen. Im Interview mit 365FemaleMCs erzählt sie, wie sie sich vor dem Release von „Dear Corona“ fühlte: „I was very depressed in quarantine, I was already tired because I was working two demanding jobs […] My sudden unemployment […] triggered my anxiety about my goals, present and future. They say New Yorker’s don’t know how to relax, kinda true… so I was also having a hard time adjusting to not running at 100-MPH.“ Doch das Release verschaffte ihr ein wenig Luft. „It grounded, cleared and re-aligned me spiritually […] It completely sparked my creative engine while setting a solid foundation of my next level as an artist.“
Musik und Kunst im Allgemeinen sind für Emma Lee die grundlegenden Wege, um mit Ängsten jeder Art umzugehen. Egal, ob sie selbst Musik hört, Texte schreibt oder mit einem besonderen Bewusstsein für Kunst in die Natur schaut: Kreativität ist für sie derzeit der Schlüssel, um gelassen zu bleiben. Auch die Auseinandersetzung mit Kultur, Büchern und Spiritualität gibt ihr in den aktuellen Zeiten die Möglichkeit, sich ihren Optimismus zu bewahren.
Derzeit sitzt Emma Lee an der Produktion ihres ersten Albums „The people vs Emma Lee“. Als Vorbereitung darauf beschloss sie, möglichst wenig HipHop zu hören, um sich nicht von anderen inspirieren, sondern ihrer eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Einen ersten Vorgeschmack auf zukünftige Releases bietet die die bald erscheinende Single „Like it’s 93“, die auf der Kollabo EP „Chocolate Bars“ mit dem deutschen Produzenten Roccwell zu hören sein wird.