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Faenna

Faenna

Sich mit einem Posse-Track in Stellung bringen, mit dem ersten Solo-Song sechsstellige Klickzahlen abräumen und nach dem zweiten, noch ohne ein Album oder wenigstens eine EP veröffentlicht zu haben, schon als das revolutionäre neue Aushängeschild der spanischen Rap-Szene gelten: klingt… ganz schön utopisch. Es sei denn, man fragt Faenna. Für sie ging dieser unrealistische Masterplan 2023 voll auf.

Wobei, auch wenn es von außen so wirken mag: Vom Himmel gefallen ist ihr Erfolg natürlich nicht, flogen ihr die Mic-Skills nicht einfach so zu. Wie so oft, steckt auch hinter dieser Karriere, die 2023 scheinbar kometenhaft am Firmament aufblitzte, jahrelange harte Arbeit, wenn auch zunächst in ganz anderen musikalischen Gefilden.

Julia González Cabrera erblickt das Licht der Welt im August 2023 in Malaga. Ihre Kindheit verbringt sie im Küstenviertel Huelin, das über die Jahre einen drastischen Wandel durchlebt: Einst Arbeiterbezirk, entwickelt sich die Hood langsam, aber stetig zum Badeort und Freizeitparadies, natürlich nicht ohne Folgen für die ansässigen Bewohner:innen. Kunst und vor allem Musik spielen in Julias Leben früh eine Rolle. Inspiriert vom Vater, schreibt sie schon als sehr junges Mädchen Gedichte und erste eigene Lieder. Rock, Soul, Jazz und Klassik haben es ihr gleichermaßen angetan, vor allem aber der Flamenco. Der wiederum bringt Julia dazu, in die die Tanzschuhe zu schlüpfen, und das keineswegs nur hobbymäßig: Sie besucht ein Tanzkonservatorium und verfolgt sechs Jahre lang den Traum von einer Karriere als professionelle Flamencotänzerin.

Was genau zum Sinneswandel führte, wir wissen es nicht. Bestens kolportiert dagegen ist, wer die Saat für Julias Rap-Begeisterung legte: Die ältere Schwester schleppte einst massenweise HipHop ins Haus. Klar, dass das auf die Jüngere abfärbt. Bald erwischt das BoomBap-Virus auch Julia. Sie verfällt dem Wu-Tang Clan und den Fugees, aber auch reichlich spanischsprachige Künstler:innen hinterlassen ihre Spuren. Ihren ersten Rap-Text schreibt Julia, die sich den Bühnennamen Faenna zulegen wird, schon mit 14 Jahren. Bereits hier geht ihr auf, dass sie damit ein taugliches Ventil gefunden hat, um ihre Gefühle auszudrücken.

Erstaunlich eigentlich, wahrscheinlich aber auch ziemlich clever, erst einmal zu üben, ehe man sich in die Öffentlichkeit wagt. Faenna erspart sich jedenfalls peinliche Jugendsünden, für die sie sich später schämen müsste, und feilt im Verborgenen an Flows und Texten. Als Einflüsse, die ihren Sound prägen, nennt sie so unterschiedliche Künstler:innen wie Amy Winehouse, Little Simz und „haufenweise-US-Rap“. Als sie sich Jahre später, mit zwanzig, reif für den Schritt ins Scheinwerferlicht fühlt, haben all diese ihre Spuren hinterlassen: Insbesondere der 1990er-New York-Vibe in ihrem Sound lässt sich kaum überhören.

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Den angeblich so wichtigen ersten Eindruck braucht Faenna jedenfalls nicht zu fürchten: Sie macht ihren, als sie Ende 2022 beschließt, die Musik fortan professioneller anzugehen und ihre Tracks nun endlich auch zu veröffentlichen. Das andalusische Producerkollektiv Shinigami Music hält ihr dabei den Rücken frei. Ihren ersten Aufschlag macht sie mit „Papeles Y Mechero“, spätestens aber, als sie dem Posse-Cut „Los Niños Del Afromarket 13“ eröffnet. Uff! Man beneidet die Kollegen nicht, die nach ihr das Niveau halten müssen:

Schon hier erntet Faenna positive Resonanz, auch ihre Folgesingle „Grindando Los Problemas“ erntet durch die Bank positive Kritiken. Für eine spanische Newcomerin verzeichnet Faenna geradezu gewaltige Zugriffszahlen. Irgendwie scheint sie eben genau die richtige Mischung aus Gefühl, Authentizität und Message hinzubekommen. Obwohl spätestens jetzt alle nach mehr schreien, lässt sich Faenna nicht drängen: Erst Ende des Jahres 2023 legt sie die fünf Tracks starke EP „Espabilá“ nach. Seither erscheint immer mal wieder ein Track, der ein relativ untrügliches Gefühl schürt: Faenna hat noch lange nicht alles gesagt.

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