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Flo Milli

Flo Milli

Mittlerweile ist der spirituelle Vine-Nachfolger TikTok zum vielversprechenden und profitablen Marketing-Tool avanciert. Man verkauft keine Mixtapes mehr aus Kofferräumen oder macht durch Mundpropaganda auf sich aufmerksam, nein, man macht Vibe-Musik, packt sie voll mit Quotables, hofft, dass sich ein gelangweilter Teen einen Tanz dazu einfallen lässt und betet zum lieben Internet, dass die Nummer viral geht. 

Dabei würde man Flo Millis Hustle nicht gerecht werden, wenn man sie auf ihren schlagartigen Durchbruch auf Social Media reduziert. Die 20-jährige Tamia Monique Carter arbeitet schon seit Kindestagen an eigener Musik, seit 2017 steht sie in einem professionellen Studio hinter dem Mic. Geboren in Mobile, Alabama, sieht sie sich schon früh den musikalischen Einflüssen des Nachbarstaates Georgia ausgesetzt. Auch wenn ihre Heimatstadt gute fünf Autostunden von Atlanta, der Hauptstadt des Trap, entfernt liegt, so bekennt sich Flo Milli schon früh zum klassischen ATL-Sound, gibt ihm im Laufe der Jahre aber ihren eigenen Spin. Als musikalische Vorbilder nennt sie unter anderem T.I. und Young Thug. Ihr Ziel ist es, als erste große Rapperin ihres Staates den Weg für eine ganze Welle nachkommender Female MCs zu ebnen. Von Rivalität hält sie nichts. Vielmehr sagt sie, man solle sich an ihren männlichen Kollegen ein Vorbild nehmen, mehr miteinander kollaborieren, Fans untereinander austauschen, sich gegenseitig zum Durchbruch verhelfen und nicht andere für ihren Erfolg schlecht reden.

Ihren ersten Song schreibt Milli mit neun Jahren, mit 14 hat sie bereits die Gründung und Auflösung ihrer eigenen Rap-Gruppe Real & Beautiful hinter sich. In der Middle School fängt sie erstmals an, ihre Musik auf Social Media zu promoten und es dauert nicht lange bis sich auf Instagram eine kleine Fangemeinde um sie herum versammelt.

Ihr Ziel ist es, mit 18 ihren ersten HIt zu landen und die Rechnung geht fast aufs Jahr genau auf. Als “BeefFloMix”, ein Rework des vier Jahre älteren Playboi Carti-Songs “Beef”, erscheint, ist Tamia Monique Carter 19. Der Song schlägt auf Instagram ein wie eine Bombe und zieht kurze Zeit später auch auf TikTok seine Kreise. Während Jugendliche weltweit zu den eröffnenden Worten “I like cash and my hair to my ass” das Tanzbein schwingen, sitzt Flo Milli in New York und unterschreibt einen Vertrag bei RCA Records

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Nachdem ihre zweite Single “In The Party” den Erfolg ihres Debüts sogar noch toppt, will das Label aus dem Hype zeitnah Kapital schlagen und pusht Milli zum Release ihres ersten Mixtapes. Das in Corona-Isolation entstandene “Ho, Why Is You Here?” kommt im Juli 2020 und erntet überwiegend positive Kritik. Die Experimentierfreude und der Swagger, mit dem die Newcomerin ans Mic tritt, trösten über das bisweilen etwas uninspirierte und monotone Klangbild hinweg und versprechen Flo Milli eine rosige Zukunft. Stephan Kierse schreibt in seiner Pitchfork-Rezension: “She’s still figuring out her music, but she knows exactly what she wants it to be.

Flo Milli selbst findet etwas konkretere Worte, was ihre Zukunftspläne angeht: “Ten years down the road, I see myself being a heavy influencer, a legend, an icon, a business woman, an actress.” Man könnte ihr jetzt Größenwahn unterstellen, aber das letzte Mal, als sie ihre eigene Zukunft vorher sagte, lag sie ja auch richtig.  

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