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Fortune Cat

Fortune Cat

Maneki-neko (招き猫) lautet der korrekte Begriff für das, das wir im deutschsprachigen Raum der Einfachheit halber als Winkekatze bezeichnen. Bei den Figuren mit dem Winkearm handelt es sich um japanische Glücksbringer, die mit ihren Armbewegungen etwas anlocken sollen, beispielsweise Glück, Geld oder Liebe. Auch die junge Künstlerin, die hinter dem Namen Fortune Cat steckt, weiß genau, was sie sich selbst und ihren Zuhörer:innen verschaffen möchte: den Glauben an sich selbst. Im Interview mit 365FemaleMCs erzählt sie von ihrem Weg bis hierhin und von Träumen für die Zukunft.

Die Frau hinter Fortune Cat heißt eigentlich Nele, ist 22 Jahre alt und stammt ursprünglich aus einem kleinen Dorf im Kreis Paderborn. Bereits als Kind liebte sie das Singen und Musizieren und nahm sieben Jahre lang Klavierunterricht. Aus Gedichten und Poetry Slams wurden in ihrer Jugend erste kleine Songs auf eigens komponierten Klavierstücken. Dass diese Musik heute für uns hörbar ist, geht auf ihren Bruder zurück – eine Sängerin/Producer-Kombi, wie man sie beispielsweise auch von Juno030 und ihrem Produzenten Kidnohustle (f.k.a. Outakey) kennen könnte. Neles Bruder nennt sich Jeats und versuchte in jüngstem Alter bereits, Timbaland-Beats nachzutrommeln. Das erste Tastenhandy diente dazu, Klingeltöne zu basteln und die Liebe zur Musikproduktion weiter zu befeuern. Beide brannten unabhängig voneinander für ihre eigene Kunst, bis sie den Entschluss fassten, gemeinsam zu arbeiten.

Nele erzählt im Gespräch, wie schwer es ihr zu Beginn fiel, überhaupt vor anderen Leuten zu singen oder ihre intimem Texte mit ihnen zu teilen. Abhalten konnte sie das nicht. Mit einer simplen Produktions-Sofware und billigem Mikrofon produzierten die beiden ihre ersten gemeinsamen Songs. Auf der Suche nach dem geeigneten Künstlerinnennamen war Nele sich bereits sicher, dass sie nicht ihren bürgerlichen Namen nutzen wollte, sondern einen Klang oder Gegenstand, der die atmosphärischen Vibes kommuniziert, die ihre Musik versprüht. Die Winkekatze als Symbol war schnell gefunden, Fortune Cat als englische Bezeichnung dessen gewählt und das Künstlerinnen-Producer-Duo somit bereit, mit seinen Songs an die Öffentlichkeit zu gehen. Mittlerweile leben beide Geschwister in Bielefeld, Nele studiert dort Grafikdesign. Zum Produzieren treffen sie sich in Jeats WG. Feste Arbeitsabläufe haben sie nicht, erzählt sie im Interview: „Mal habe ich eine Akkordfolge auf dem Klavier, die den Grundstein für den Beat legt, den er dann baut. Manchmal liegen aber auch bei ihm fertige Beats rum, auf die ich dann direkt etwas zu schreiben weiß. Es gibt aber auch immer wieder Momente, da hab‘ ich schon einen Text, dann erkläre ich ihm den Vibe und wie das klingen soll und dann produzieren wir gemeinsam, indem ich ihm sage, wenn ich das Gefühl habe, da fehlt noch dieses oder jenes Instrument.“

Auf die Frage nach ihrem Genre erzählt Nele, dass sie darauf vermutlich immer eine andere Antwort hätte – nachvollziehbar, finden sich in ihren Songs mit der verträumten Bedroom-Ästhetik auch HipHop-Elemente, soulige Gesänge und R&B-Vibes. „Vermutlich irgendwas mit Alternative- am Anfang“, ist die Beschreibung, auf die wir uns einigen können. Fortune Cat klingt nach Dream-Pop, nach atmosphärischem Reverb und ein Stück weit nach Geborgenheit – ganz passend zu den Inhalten, die sie über ihre Songs vermittelt. Vereinzelte Songs sind spaßiger und thematisieren einen aktuellen Zeitgeist, doch in erster Linie geht es Nele um den Glauben an sich selbst:

Ich beweise mir selbst durch meine Texte, dass man seinen eigenen Weg gehen soll, an sich selbst glauben soll und das man an sowas mit einer gewissen Zuversicht rangehen muss. Wozu soll man sich sagen, dass das ja eh nichts wird und sich damit selbst Steine in den Weg legen, wenn man doch so viel Potenzial hat, um zu erreichen, was man erreichen will? Das versuche ich, für andere zu transportieren und zeitgleich auch mir selbst klar zu machen.“

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Derzeit produziert Fortune Cat vorrangig Singles. Nach der ersten EP „MIXTAPE 1“ und dem zurückhaltenden Feedback darauf möchte sie nun erst einmal ein wenig Aufmerksamkeit generieren, bevor weitere Arbeit in ein geschlossenes Projekt fließt. In solch einer schnelllebigen Zeit sieht sie ihre Stärke in Singles und dazugehörigen Visuals oder Musikvideos, die die Ästhetik ihrer Songs verbildlichen und somit zu kleinen Gesamtkunstwerken machen. Auch die Anschaffung einer Loopstation und Straßenmusik stehen im Raum. Der Auftritt auf dem Paderborner Kulturfestival fiel leider Corona-bedingt ins Wasser.

In der Zukunft einmal von ihrer Musik leben zu können, ist für Nele eine „Traumvorstellung“, wie sie selbst sagt. Doch realistisch zu bleiben ist ihr wichtig, Druck sei nicht der richtige Weg, um ans Ziel zu gelangen. Ihr größter Wunsch: von Kunst leben zu können. Ob das nun die Musik ist oder ihr Grafikdesign, ist da eher zweitrangig. Vom großen Durchbruch darf man aber trotzdem noch träumen, besonders wenn man Fortune Cat heißt. Im Interview erzählt sie zudem von einem Moment, in dem sie auf dem Splash! Festival im Publikum stand und mehr scherzhaft als ernst sagte, wie unglaublich es doch wäre, eines Tages selbst auf solch einer Bühne zu stehen. Ich hoffe sehr: Eines Tages wird Fortune Cat von dort oben auf uns und diese Aussage herabblicken und sich darüber freuen können, an sich selbst geglaubt zu haben.

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