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Gangsta Boo

Gangsta Boo

„I’m a pioneer up in this b*tch”: Immer wieder spreche ich in Konferenzen und Interviews davon, dass Frauen* im Rap nicht erst seit Nicki Minaj und SXTN genreprägend sind. Seit Anbeginn der HipHop-Historie gibt es Künstler*innen, die die Entwicklung der gesamten Musikrichtung wegweisend beeinflusst haben. Ein besonders gutes Beispiel ist die „Queen of Memphis“ Gangsta Boo. „Just Google Me“, antwortete sie einem Vice-Redakteur auf die Frage nach ihren Anfängen mit Three 6 Mafia. Tatsächlich möchte man jede Person, die die Rapperin nicht auf dem Schirm hat, zum Nachsitzen schicken.

Gangsta Boo kommt 1979 in Whitehaven, South Memphis, als Lola Mitchell zur Welt – in dem Jahr, in dem auch die ersten Rap-Platten das Licht der Welt entdecken. Sie ist gerade einmal 14 Jahre alt, als sie Teil von Three 6 Mafia wird, deren Mitglieder sich in ihrer Heimatstadt gerade zu gefeierten Rap-Helden entwickeln. Gemeinsam mit Lord Infamous, DJ Paul, Juicy J, Koopsta Knicka und Crunchy Black wird Gangsta Boo nicht nur zu einer der prägendsten Figuren des aufstrebenden Südstaaten-Raps, sondern quasi zur Godmother des Horrorcore-HipHop. Insgesamt fünf Alben veröffentlicht Lady Boo als Teil der Crew, ehe sie sich 2001 von Three 6 Mafia trennt. Als Grund nennt sie zum einen finanzielle Streitigkeiten, aber auch ihren aufkeimenden Glauben an Gott. So fasst sie den kurzfristigen Entschluss, künftig auf vulgäre Sprache in ihren Lyrics zu verzichten. 2014 lässt sie in einem Interview mit dem Complex Magazine diese Zeit Revue passieren: „I got depressed and it wasn’t going right in my mind with being in the group. I wanted to try a different religion. […] So I tried that and found out that really wasn’t for me. I rather be spiritual than religious. I don’t like organized religion.“ Auch dass sie Three 6 Mafia verlässt, bereut Boo spätestens, als die Band für ihren Beitrag zum „Hustle & Flow“-Soundtrack einen Oscar überreicht bekommt. Ihre Ambitionen als Solokünstlerin dämpft das jedoch nicht.

Bereits 1998 hatte Gangsta Boo ihr Solo-Debütalbum „Enquiring Minds“ über das Three 6 Mafia-Label Hypnotize Minds veröffentlicht. Insbesondere die Single „Where Dem Dollas At!?“ wird zum Überraschungshit und verschafft der MC auch solistisch eine Fanbase. Das Folgewerk „Both Worlds *69“ erreicht immerhin Platz 29 der US-Billboard-Charts. Es folgt ein weiteres Soloalbum und mehr Mixtapes als auf meinen ersten iPod gepasst haben, wobei Boo recht schnell ihre religiöse Phase hinter sich lässt und zu bissigen Punchlines in Horrorcore-Rap-Manier zurückkehrt. Bis heute hat Gangsta Boo einen regelmäßigen Output und erweitert ihre Zuhörerschaft kontinuierlich, zum Beispiel durch Gastauftritte auf den Alben und Konzerten von Run The Jewels. Auch mit ihren Kollegen von Three 6 Mafia hat sich die Rapperin ausgesprochen und mehrere Reunion-Touren gespielt. Man kriegt die Musikerin weder von der Bühne noch aus der Booth.

Kritisch reflektiert Gangsta Boo den Umgang von weiblichen Szene-Akteuren untereinander: “I share my spotlight because I’m gonna shine regardless. A lot of chicks don’t like to share the stage with other women.” Lady Boo hält es anders: So veröffentlichte sie 2014 ein Collabo-Album mit der ebenfalls aus Memphis stammenden La Chat, mit der sie sich einst auch das Three 6 Mafia-Umfeld teilte. Für die Titelsingle „Bitchy“ holten die beiden MCs auch No Limit-Legende Mia X ins Studio für eine astreine Female Rap-Südstaaten-Hymne. Und auch sonst zeigte sich die „Queen of Memphis“ in den vergangenen Jahren außerordentlich featurefreudig: So war sie unter anderem auf Releases von Yelawolf und Eminem, A$AP Ferg und Travis Scott zu hören.

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