HipHop entstand aus dem Drang, sich gegen die Unterdrückung zu stellen und sich Gehör zu verschaffen. Es ging schon immer um Themen, die anderswo keinen Platz fanden – nicht, weil sie nicht wichtig wären, sondern weil sie bewusst nicht gehört werden wollten. Auch wenn heute nicht jeder Text hochpolitisch ist, sind es die Protagonist:innen meist trotzdem. Wenn man nicht weiß oder heterosexuell ist, reicht dafür manchmal schon die Existenz. Genau dort setzt Gazal mit ihrer Musik an. Die Wahl-Wienerin identifiziert sich selbst als lesbisch, hat Fluchterfahrung und rappt „nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit erhobener Faust“.
Diese Wurzeln des Raps pflege ich in meiner Musik.“
Gazal über ihre Musik
Obwohl Rap Gazal schon seit Kindheitstagen begleitet, stand sie zunächst während ihres Studiums auf Poetry Slam-Bühnen. Dann fing sie aber endlich an, richtig zu spitten. Eine große Rolle spielte dabei Sookee, mit der Gazal auftreten durfte. Im Publikum entdeckte sie der Rapper Kid Pex, mit dem sie „Wien Oida“ aufnahm. Mittlerweile hat Gazal mehr Tracks veröffentlicht und rappt mit Feingefühl auf Beats, die zum Feiern einladen. Ihre Texte sind immer politisch: Es geht um Feminismus, das Lesbisch-Sein und Rassismus. Die Rapperin selbst sagt, dass sie „neue Bilder einer optimistischen Zukunft zeichnen“ wolle. Sie möchte den Hörer:innen Selbstbewusstsein vermitteln, weil genau das sie so stark mache: „Etwas, das ich mir in einer rassistisch geprägten Gesellschaft hart erkämpft habe und mir dabei auch Wunden zugezogen habe.“ So leben Gazals Tracks von Stärke und ehrlichem Empowerment, die zu mehr Solidarität aufrufen.
Wenn die Wahl-Wienerin schreibt, bringt sie Gefühle zu Papier. Ihre Songs entstehen aus dem Bauch heraus. Die Hooks und Bars füllt sie ohne viel zu überdenken mit ihren Erfahrungen und Visionen. Da ihre Herkunft und ihre sexuelle Orientierung nun einmal Teil von ihr sind, fließen diese Aspekte automatisch ein. Die Tracks, die diesem Prozess entwachsen, bringen tanzbares Empowerment mit Hymnenpotenzial.
Neben dem Schreiben und Produzieren arbeitet Gazal auch an anderen Dingen. Auf ihrem Facebook-Kanal hat sie während der Corona-Pandemie mit der Reihe „Rap im Bild“ angefangen. Dabei rappt sie in Kurzvideos über aktuelle Schlagzeilen und Nachrichtenlagen. „Ich dachte mir: Wenn ich das alles (Anm. d. V.: gemeint sind die Pressekonferenzen und die Menge an Nachrichten während der Pandemie) schon konsumiere, dann kann ich das ja auch mal ein bisschen sortieren und einen Überblick verschaffen.“ Damit vereint die Gazal erneut Rap und Politik – zwei Bereiche, die für die Rapperin einfach untrennbar sind.
Am 1. September erscheint das Buch „Awesome HipHop Humans: Queer_Fem_Rap im deutschsprachigen Raum“, das sie gemeinsam mit Sookee herausgibt. Als Gazal Eminems Song „Cleaning out my closet“ zu „Coming out my closet“ umschrieb und Sookee taggte, wurde diese auf sie aufmerksam. Gazal wurde Teil des Buchprojekts, und Sookee wird wiederum auf Gazals Debüt-Album zu hören sein.
Das Debüt-Album der Wahl-Wienerin wird noch diesen Sommer erscheinen, man darf durchaus gespannt sein. Bisher strotzen ihre Texte vor echtem Empowerment. Die Beats sind energetisch, mitreißend, und Gazal spittet mit viel Talent. Auf Albumlänge wird die Rapperin den Finger bestimmt noch tiefer in die eine oder andere Wunde legen. Neben dem Album gibt Gazal übrigens noch ein paar Auftritte Anfang August und Ende September in Österreich. Für die Rapperin geht es also weiter nach oben. Egal, was die Zukunft bringt: „Musik wird definitiv ein großer Teil davon sein.“
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