Ab August 2016 machte eine Netflix-Serie ordentlich Welle in der internationalen HipHop-Szene: The Get Down schuf ein authentisches Bild der Wurzeln unserer Kultur – so authentisch und detailverliebt, dass die Serie quasi unhatebar war. Die weibliche Hauptprotagonistin Mylene Cruz hatte mit Rap zwar wenig am Hut, dafür aber ein Goldkehlchen sondergleichen. Für Darstellerin Herizen F. Guardiola bedeutete diese Rolle den Durchbruch. Seit The Get Down war sie in Serien wie Dare Me und American Gods zu sehen.
Doch genau genommen ist die Schauspielerei eher ein Nebenprodukt ihrer künstlerischen Identität, in deren Mittelpunkt ganz klar die Musik steht. Unter ihrem Vornamen Herizen veröffentlichte sie bereits 2018 eine Debüt-EP mit dem Titel „Come over to my house“, ihre „junge magic EP“, wie die Künstlerin sie selbst im Interview mit TeenVOGUE beschreibt. Das Release stellt Herizen als Sängerin vor, die sich klar abhebt vom selbstdarstellerischen Bling Bling der meisten Artists. Herizen ist ein Naturkind, mit sich selbst im Reinen zu sein und sich parallel dazu so authentisch und nahbar wie möglich zu zeigen, ist ihr Hauptanliegen. Ihre Abneigung gegenüber Social Media thematisiert sie mit der Single „Social Jungle“, in deren Video sie schließlich aus einem Club flüchtet und sich in einem Wald wiederfindet. Musikalisch positioniert sich Herizen auf ihrer EP zwischen Alternative-Pop, Future-R&B und Erykah Badu-Vibes. Ihre einzigartige Stimme stößt schnell auf Gegenliebe. So arbeitete die Musikerin unter anderem mit Major Lazer und Absofacto.
Ihre musikalischen Wurzeln sowie ihr Selbstverständnis als Person reichen dabei bis in ihre frühste Kindheit zurück. Ihre Jamaika-stämmige, buddhistische Mutter verdiente ihr Geld als Yoga-Lehrerin und Ernährungsberaterin. Ihr Vater Juan Carlos dagegen war auf Kuba geboren worden und bespielte als erfolgreicher Reggaemusiker zahlreiche große Bühnen. Er schenkte Herizen im Alter von zarten fünf Jahren ihre erste Gitarre und steckte viel in ihre musikalische Ausbildung. Schon früh begleitete sie ihren Vater auf der Bühne, mit 15 Jahren sammelte sie als Backgroundsängerin für ihn erste Studioerfahrungen. Den väterlichen Einfluss lässt Herizen im Interview mit dem DOPE Magazine Revue passieren:
„I loved the spotlight and feeding off of the energy of people, and I was a daddy’s girl, so anything that my dad did, I wanted to do. Music was an overall positive thing for me. It was the only thing that I thought I could do for the rest of my life, and that was definitely thanks to my dad for bringing me around all of the time.“
Die Musik steckt Herizen sicher ähnlich im Blut wie die starken Messages, die sie mit ihrer Musik verbreitet. Entsprechend war es nur eine Frage der Zeit, bis die Künstlerin, Songwriterin und Schauspielerin, die auch als Model aktiv ist, mit einem neuen Release um die Ecke kommt. Ihre zweite EP „Demon“ ist frisch am 28. Oktober erschienen. Herizen präsentiert sich auf ihrem Zweitling deutlich düsterer, singt und rappt über toxische Beziehungen. Auch wenn sie sich selbst nicht als Rapperin definiert, gehört Herizen definitiv zu den Künstlerinnen, die ihr auf dem Radar behalten solltet.