Wut, ganz viel Wut: Diese Emotion treibt das spanische Rap-Kollektiv IRA Rap an. Die vier Rapperinnen Medea, Raissa, Satira und Elvirus aus Madrid haben einfach keinen Bock auf Machismo und gehen mit ihrer Musik gegen die Gewalt an, die Frauen jeden Tag aufgrund ihres Geschlechts erfahren. Die Feministinnen und Antifaschistinnen begegneten sich im Umfeld des nachbarschaftlichen Aktivismus und der, wie sie es bezeichnen, „antifaschistischen und feministischen Militanz“.
So klingt auch ihre Musik: Mit markanten Stimmen liefern sie kraftvollen, empowernden und eindringlichen Polit-Rap, mit dem sie HipHop eine Gender-Perspektive verleihen wollen. Protest in Form von Musik.
Ihre jahrelang verinnerlichte Wut auf das Patriarchat verarbeiten IRA Rap 2016 kurz nach der Bandgründung auf dem Debütalbum „Arte y terrorismo“. Als Einflüsse für ihre eigene Kunst nennen die vier Rapperinnen etwa Gata Cattana, die Flamenco-Sängerin Rosalía, Rapperin und Aktivistin Rebeca Lane aus Guatemala oder die spanische Rap-Pionierin Arianna Puello.
IRA Rap sei ihre Art, Frauen die Quellen ihrer Unterdrückung aufzuzeigen. Damit jene eine Form der Identifikation erhalten, aber auch, damit sie sich gegen Sexismus und Unterdrückung wehren können.
Medea, Raissa, Satira und Elvirus rappen über missbrauchte Frauen, denen weder Gehör noch Glauben geschenkt wird, über sexualisierte Gewalt und über den Machismo, der ungebrochen in der Rap-Welt herrscht. Immer wieder bekommen die Rapperinnen von anderen Frauen und Mädchen die Rückmeldung, dass genau das, worüber sie rappen, ihnen passiert sei oder zu ihnen gesagt wurde. Das sei für IRA Rap ein wichtiger Grund, um weiterhin laut zu sein und für ihre Sache einzustehen.
HipHop als traditionelle Kultur von Randgruppen und Ausgeschlossenen sei genau das richtige Medium, um jenen eine Stimme zu geben, die am prekären Rand der Gesellschaft lebten.
Zwei Jahre nach dem Debüt folgt mit „Los Borbones son unos Ladrones“ ein Posse-Track gemeinsam mit zwölf weiteren Künstler:innen aus der Rap-Szene. Die Zusammenarbeit unter dem Motto „Rap ist kein Verbrechen“ demonstriert Solidarität mit dem spanischen Rapper Valtònyc. Er wurde wegen Verherrlichung von Terrorismus, Verleumdung und schwerer Beleidigung der Krone zu drei Jahren Haft verurteilt.
Im selben Jahr erscheint „Rap Save The Queen“, das persönlicher klingt als der kämpferische Vorgänger. Die Rapperinnen reflektieren ihre eigenen Erfahrungen als Frauen, setzen sich aber auch mit Liebe, Freundschaft und ihrer Nachbarschaft auseinander.
Kämpferisch geben sich Medea, Raissa, Satira und Elvirus aber weiterhin. Das Patriarchat, das kapitalistische System und die Spaltung der Klassen können ja auch durchaus wütend machen.