Gave me a man’s name, but I turned into a queen“
„2 Pills“ Irfana Hameed ft. Parimal Shais
Irfana Hameeds Kunst in einem Wort zusammengefasst? Emanzipatorisch, trifft es wohl ganz gut. Ständig auf der Suche nach neuen Sounds und Inspirationen, handeln die Stücke der südindischen MC von Feminismus, Antifaschismus sowie Kultur und Kämpfen der indischen Tamilen.
Die musikalische Laufbahn des Multitalents beginnt früh. Bereits in jungen Jahren erhält Irfana Hameed eine klassische Gesangsausbildung und lernt Trompete spielen. Auf dem College entdeckt sie die Poesie, schreibt Gedichte und beginnt mit dem Rappen. Mit ihrer Kindheitsfreundin Taslina Nazar reist Irfana nach Mumbai, um die lokale HipHop-Szene zu entdecken. Die beiden lassen sich von der dortigen Atmosphäre treiben und beginnen mit dem Schreiben und Produzieren von Songs. Es entsteht eine umfangreiche Materialsammlung an Gedichten, Texten und Sound-Skizzen. Der Aufenthalt in Mumbai konfrontiert die zwei Künstlerinnen mit gesellschaftlichen Spannungen in Indien. Irfana setzt sich in dieser Zeit intensiv mit Colourism – einer Form von Rassismus, die sich explizit auf die Hautfarbe bezieht – auseinander und packt ihre Analyse in wütende Texte.
2021 erscheint die gemeinsame EP „Ko-Lab“. „Ko-Lab“ steht für Kodaikanal Laboratory und stellt eine Hommage an Kodaikanal, die Heimatstadt des Duos, dar. Auf der vier Tracks umfassenden EP versammeln sie verschiedene Künstler:innen aus der urbanen Musikszene Indiens. So entsteht ein spannender Sampler, der von klassischen Old-School-Beats, über Trap, Soul und indischen Percussion-Elementen, die stilistischen Strömungen aller Mitwirkenden einfängt und zusammenfügt.
Experimente mit verschiedenen Einflüssen und Künstler:innen prägen das Werk von Irfana Hameed. 2021 wirkt sie auf dem vom Produzenten Parimal Shais kuratierten Gemeinschaftsprojekt „Curry Chatti Beats“ mit. In seinem Wohnzimmer bringt Parimal Shais Rapper:innen aus seinem Umfeld zusammen und lässt sie über Samples aus alten indischen Filmen grooven. Anfang Mai 2022 kann die Newcomerin mit „Kannil Pettole“ einen Song auf dem Soundtrack der Actionkomödie Thallumaala beisteuern. Das moderne Indian-Pop-Feature mit dem Komponisten Vishnu Vijay erreicht binnen weniger Wochen Millionen Klicks auf Youtube.
Auch Solo orientiert sich die Rapperin zunehmend an traditionellen Klängen und biographischen Entitäten. Auf „Southside Menace“ nutzt sie nicht nur tamilische Sound- und Filmästhetik, sondern zollt ihrer tamilischen Herkunft Tribut. In dem für sie sehr bedeutsamen Song, beschreibt Irfana die Kraft und Schönheit von Gemeinschaft in einem von Ausbeutung geprägten Umfeld.
Mit selbstbewusster Energie schafft es Irfana Hameed Tradition und Moderne zu umarmen und gleichzeitig dem Establishment einen dicken, fetten Mittelfinger zu zeigen. Dabei wirkt sie nie bitter oder gewollt, sondern einfach nur mühelos cool.
Are you nervous? I think you’re nervous!“
„Program“, Irfana & Taslina ft. Kalla Sha