„Why am I startin‘ trouble? Maybe cause I hate myself / or is it cause I hate the rich and wanna take their wealth?“ Jaz Kahina aus dem Londoner Bezirk Hackney macht keine Kompromisse – weder in ihren Lyrics noch in ihrem konsequent durchgezogenen 90s-Style.
Jaz wurde 1984 in Hackney als Tochter einer Engländerin und eines Algeriers geboren. Bis heute lebt sie im multikulturell geprägten Viertel. Dort verfolgt sie nicht nur ihre Rapkarriere, sondern arbeitet parallel auch als Lateinlehrerin an einer Londoner Schule. Im Gegensatz zum sonst eher trockenen Fach schreibt Jaz Kahina allerdings zusammen mit ihren Schüler:innen Rapsongs, um ihnen die Grammatik der toten Sprache näherzubringen. Um den Jugendlichen die klassischen Geschichten des Altertums zu vermitteln, verpackt sie klassische Sagen in Rapsongs.
Ihre soziale Verantwortung nimmt die 36-Jährige auch abseits des Klassenzimmers ernst. Auf ihrem Instagram-Profil bewirbt die Rapperin Demonstrationen in Solidarität mit Black Lives Matter und verschiedenen umweltaktivistischen Gruppen. „I think rap is used as a tool for dissent, information and motivation to uprise“, erzählt Jaz Kahina im Interview mit 365 Female MCs.
„I have always had a very strong sense of justice and I‘d say it is certainly part of the reason I was attracted to HipHop in the first place.“ Ihre ersten Begegnungen mit Rap verdankt Jaz Kahina den britischen Radiostationen, die in den 90er Jahren Künstler:innen wie Salt N‘ Pepa, K7 und Warren G spielten. Zu ihren ersten eigenen Entdeckungen kam die Rapperin im Alter von ungefähr elf Jahren über Mixtapes, die sie von Skater:innen in ihrer Umgebung und von ihrer Schwester bekam: „I became a huge Beastie Boys fan at a young age and was also introduced to artists such as Cypress Hill, Public Enemy, Gravdiggaz and Wu-Tang.“
Die musikalischen Einflüsse aus dem 90er-Hardcore-Rap merkt man bei Jaz Kahina vor allem auf ihren frühen Tracks, die zu Beginn der 2010er-Jahre erschienen. Die Londonerin pickte hauptsächlich Beats, die an ihre großen Vorbilder aus den 90ern erinnern. In den neueren Songs ab 2017 spittet Jaz Kahina ihre Rhymes auf moderne Grime-Beats. Dabei erreicht sie teilweise eine Geschwindigkeit, mit der sie sich hinter keinen Genrekolleg:innen verstecken muss. Im Gegensatz zu vielen anderen Rapper:innen beschäftigt sich die Lateinlehrerin dabei aber eher mit der sozialen Ungleichheit in ihrem Viertel als mit dicken Autos oder damit, wie sie am schnellsten an Cash kommt.
Seit 2018 hat die 34-Jährige keine EP mehr veröffentlicht. „I am a bit guilty of just making and releasing music when I feel like it“, gibt Jaz Kahina zu. Außerdem fehle ihr derzeit ein Label. Also, liebe A&Rs: Wenn ihr eine Künstlerin sucht, die technisch und lyrisch zur Elite ihres Landes gehört, aber trotzdem noch weit unter dem Radar fliegt – Jaz Kahina ist bereit für die Übernahme.