Musik hilft vielen Menschen dabei, dunkle Zeiten zu überstehen. Ob beim Hören oder Produzieren: Sie hat die Macht, einem eine Kraft zu verleihen, an die man selbst gar nicht mehr glaubt. Die fidschi-australische Rapperin Jesswar sagt über ihren Song „Venom“, sie habe ihn voller Wut geschrieben, als sie an einem miesen Punkt in ihrem Leben stand. Die Erfahrung, in einer solchen Situation etwas derartiges schaffen zu können, habe ihr Hoffnung und Inspiration gegeben.
Das Schreiben bedeutet für sie Selfcare, eine Möglichkeit, sich auszudrücken und alle ihre Gefühle in einen Song zu stecken. Jesswar macht aus ihren psychischen Problemen kein Geheimnis. Sie und Erfahrungen, wie sie als Woman of Colour in der Musikindustrie behandelt wird, haben ihre im Februar erschienene Debüt-EP „Tropixx” geformt. „I was pretty angry,” erklärt sie in einem Interview mit dem Online-Magazin NME.com. “I was really tired of being overlooked.”
Ihre Fidschi-Wurzeln spielen in ihrer Musik durchaus eine Rolle. Einige Jahre verbrachte Jessica Koroi dort, später zog sie an die Gold Coast, inzwischen nennt sie Brisbane beziehungsweise Meanjin (Aboriginal-Name für Brisbane) ihre Heimat. Wie so oft, wecken die CDs ihres großen Bruders ihre Liebe zum HipHop. Lauryn Hill und Missy Elliot liebt sie damals ganz besonders, heute nennt sie Rico Nasty als eine ihrer liebsten Rapperinnen. Auf MTV und Co. fühlt sie sich damals als queere Woman of Colour trotzdem nicht ausreichend repräsentiert.
Vielleicht mit ein Grund, warum sie heute selbst als Identifikationsfigur dient. Neben ihrer Musik arbeitet sie in der Jugendhilfe und organisiert Musik-Workshops für Teenies in den Vorstädten von Meanjin. Überhaupt Community: Die bedeutet der Rapperin alles. Am liebsten würde sie mit einer Crew von 30 Freunden um die Welt reisen, erzählt sie in einem Interview.
Jesswar beschreibt sich selbst im Alltag als eher schüchtern, aber sobald sie ein Mic in der Hand halte, mutiere sie zum „beast“. Für Jesswar ist Musik ihr bevorzugter Kanal, um ihre Geschichte zu erzählen. Dabei flowt sie mühelos über monströse Bretter. Ihre Stimme und ihre Bars seien bereits so massiv, dass sie jene monströsen Beats brauche, um einen Track nicht völlig unter sich zu begraben, stellt der australische Musik-Journalist Tommy Faith treffend fest. In Schubladen stecken lässt sie sich dabei nicht, sie scheißt auf vordefinierte Konventionen. Musik ist für Jesswar ihre Medizin – relatable.
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