In verhältnismäßig einfachen Umständen aufgewachsen fand Juno030 ihre ersten Berührungspunkte zu Rap abseits des VBTs – vor allen Dingen auf den Straßen Kreuzbergs. Gemeinsam mit ihrem Bruder und Produzenten Outakey schaut sie jedoch zufrieden auf ihre Entwicklung zurück: Heute sind die Beiden dankbar für das, was sie haben und kreieren gemeinsam Musik, ohne sich Genregrenzen zu setzen oder in eine Schublade zu stecken.
Die 20-jährige Berlinerin erinnert sich gut daran, wie ihre Eltern ihr bereits im jungen Alter Breakdance-Tapes zeigten, auf denen immer wieder auch gerappt wurde. 2010 entdeckte sie das VBT für sich, wurde großer Fan von ÉSMaticx (inzwischen: ÉASY) und bemerkte bereits in jungem Alter, wie wenige Frauen Teil der Szene waren. Als sie erstmals einem Freundeskreis angehörte, in dem Rap eine zentrale Rolle spielte und ausschließlich männliche Freunde selbst rappten, wurde ihr klar, dass sie selbst zur Veränderung dieser Szene beitragen wollte. Im Alter von 15 Jahren wurden aus den Gedichten, die sie seit Jahren schrieb, erstmals Raptexte. Die Ablehnung, die sie daraufhin als Jugendliche aufgrund ihres Geschlechts in Cyphers und Straßenbattles erfuhr, konnte sie aber nicht demotivieren. Nachdem sie 2016 gemeinsam mit ihrem Bruder, der elektronische Musik produzierte, begann Songs zu veröffentlichen, wuchs der Ehrgeiz in ihr, mit der Musik etwas zu erreichen.
Wenn Juno030 heute textet, schreibt sie über das Leben im Kiez und ihren Alltag als junge Erwachsene in Berlin. Dieser Kiez, in dem sie den Großteil ihrer Kindheit und Jugend verbrachte, ist Kreuzberg – und Kreuzberg war für sie und ihren Bruder lange Zeit alles. „[Das] war das einzig Wahre, alles andere war uns egal und hat uns nicht interessiert, kein Friedrichshain, kein Prenzlauer Berg oder sonst was. Aber wir haben uns weg von diesem Kreuzberg-Patriotismus entwickelt und gemerkt, dass wenn Leute cool sind, dann ist das egal, woher die kommen. Wir mochten zwar den Lärm und Dreck dort, aber mittlerweile mag ich es auch, wenn es ein bisschen ruhiger ist“, erklärt sie. Was sie heute an ganz Berlin schätzt, ist besonders die Diversität und Freiheit, sich selbst ausleben zu können, was sie auch immer wieder in Tracks thematisiert.
Nicht nur in Berlin, sondern auch in ihrer Musik wollen Juno030 und Outakey sich nicht einschränken lassen und ihre Freiheiten genießen. In ihren bisher veröffentlichen Singles rappt die junge Künstlerin auf unterschiedlichste Beats, die von BoomBap über Drum’n’Bass bis hin zu Trap reichen. Ihre eigenen Visionen umzusetzen ist für beide oberste Priorität. Während Outakey sich hauptsächlich durch Producer:innen aus seinem Umfeld inspirieren lässt, verfolgt Juno030 überwiegend Künstler:innen aus dem UK-Grime und Drum’n’Bass, aber auch deutsche Artists wie Duzoe und Sierra Kidd begeistern sie immer wieder. Trotz einzelner Inspirationen aus verschiedenen Songs haben die beiden vorrangig ein klares Ziel: Sie wollen etwas Neues und Einzigartiges schaffen, dass es so noch nicht gibt. Dabei setzen sie sich ganz bewusst keine Grenzen, welchen Genre die Instrumentals angehören.
Für Grenzen und Schubladen ist in Junos Ansprüchen an Kunst kein Platz, weder was ihre Beats noch den Rap selbst betrifft. Besonders deutlich macht sie das, wenn sie über den Begriff „Female Rap“ und geschlechterspezifische Erwartungshaltungen an Musik spricht: „Ich hab‘ keinen Bock, mich in eine Schublade stecken zu lassen, diese krass Sexualisierte oder Politische, was ja beides nicht schlimm ist, wenn Künstlerinnen da Bock drauf haben, aber ich will einfach nur rappen, ich will einfach nur Deutschrap machen. Ich will da drüber rappen, wenn es mir scheiße geht, wenn es mir gut geht, wenn ich besoffen bin oder ’nen Joint rauche, wenn ich durch den Kiez geh‘ und mich irgendwas aufregt. (…) Ich hab‘ oft das Gefühl, dass es so einen Anspruch an einen gibt, nur weil man eine Frau ist, müsse man gewisse Werte vermitteln. Ich mache Deutschrap, das ist alles.“
Juno030 weiß genau, was sie will und lässt sich dabei nicht aufhalten. Nachdem sie in kürzester Zeit sechs Singles releaste, steht für die nahe Zukunft ihre EP „Alley“ an, mit deren Titel (zu Deutsch: Gasse) sie den düsteren und beengenden Vibe der Tracks einfangen will. Auch auf diesem Tape variieren die Sounds von Trap bis Dubstep und machen somit deutlich, dass Juno030 und Outakey mit voller Leidenschaft ihr Ziel verfolgen – Neues zu schaffen.
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