Jup do Bairros Songs handeln von Gefühlen und Erfahrungen rund um den eigenen Körper und der Frage, wer man eigentlich ist. Damit sind sie gleichzeitig Hymnen der Ermächtigung – vor allem für die brasilianische LGBTQI+-Community. Die Künstlerin ist ein absolutes Ausnahmetalent. Neben einer Karriere als Musikerin ist Jup Schauspielerin, Stylistin, Performerin, Dozentin oder Eventveranstalterin. Gemeinsam mit der Musikerin Linn da Quebrada feiert Jup do Bairro 2019 die Premiere ihrer brasilianischen Talkshow „TransMissão“, die erstmals von Trans-Personen moderiert wird und ebenso in Linns Dokumentarfilm „Bixa Travesty“ zu sehen ist.
Geboren und aufgewachsen ist Jup in Valo Velho, einem Viertel im Bezirk Capão Redondo im Süden der Stadt São Paulo. Mit einem Vater, der als Jugendlicher in Punk- und Rockbands aktiv war, und einer Mutter, die selbst viel Musik konsumiert hat, war Musik schon immer sehr präsent in Jups Leben. Zum Texten kommt de Bairro aber vor allem über das Schreiben von Fanzines. Bereits im Teenageralter entwickelt Jup Interesse an Themen wie Sexualität und Geschlecht. 2007 beginnt die Musikkarriere. Drei Jahre lang ist das Multitalent die Backgroundstimme der ebenfalls trans-aktivistischen Sängerin Linn da Quebradas. Anschließend ruft sie das Projekt BAD DO BAIRRO gemeinsam mit der Musikproduzentin DJ BADSISTA ins Leben und startet gleichzeitig ihre Solokarriere.
Jups Musik ist eine Kombination aus emotionalen Texten und genreübergreifenden Sounds. Mit einem aktivistischen und philosophischen Ansatz analysiert das Musiktalent die Kämpfe der Gesellschaft und spricht aus der Perspektive der Arbeiter:innenklasse. Auf der EP „CORPO SEM JUÍZO“ (dt. sinnloser Körper), die via Crowdfunding finanziert wurde, bespricht Jup auf insgesamt sieben Songs die eigenen Erfahrungen als Transperson in den Außenbezirken von São Paulo aufzuwachsen. Auf experimentellen und elektronischen Beats kombiniert Jup do Bairro HipHop, Funk, Metal oder Rockelemente. Obwohl die Tracks eine Reihe von unterschiedlichen Genres abdecken, ist Jup do Bairros größtes Talent lebendige Geschichten zu erzählen. In Tracks wie „Transgressão“ vergleicht die Musikerin die Höhen und Tiefen des Lebens mit der Metamorphose einer Raupe und deren Reise auf einem verträumten Synthie-Beat. Diese Geschichten verstärkt de Bairro durch Visuals in einem futuristischen und post-apokalyptischen Stil.
Laut einem Interview mit The Guardian schöpft Jup de Bairro immer wieder aus den verschiedensten musikalischen Einflüssen. Neben alten Songs, die Jups Vater früher gehört hat, ist der größte Einfluss die Musik aus den Arbeiter:innenvierteln von São Paulo. Darunter HipHop-DVD-Compilations mit Mariah Carey und 50 Cent, raubkopierte Pitty-CDs oder die Musik der brasilianische Melodic-Hardcore-Band CPM 22.
But, as Jup notes, the simple act of playing or listening to music has the potential to challenge dominant narratives. In a country “where history is constantly erased”, and where black and trans people in particular seldom get the opportunity to access their own past, “telling [her] side of the story” and passing it on to future generations feels radical.“
The Guardian – Brazil’s black trans musicians: ‚When we join forces, we’re dangerous!‘
In Brasilien werden weltweilt die meisten Transpersonen getötet. Insbesondere nach dem Wahlsieg des Rechtspopulisten Jair Bolsonaro, der durch frauenfeindliche, homophobe und rassistische Aussagen aufgefallen ist, hat sich die Situation für queere Personen of Colour drastisch verschlimmert. Dennoch will sich Jup nicht von Angst und gesellschaftlichen Regeln einschränken lassen. Für do Barrio ist Musik das perfekte Medium, um diese Probleme anzusprechen, Kritik an den fehlenden Räumen in der brasilianischen Musikindustrie auszuüben und den sozialen Wandel zu fördern. Die größte Sorge bleibt für Jup die Lust am Leben zu verlieren.
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