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KeiyaA

KeiyaA

Internationale, covidbedingte Lockdowns, schnell wird es schwierig, so viel zu Hause zu hocken. Grrrrr, wer kennt’s nicht? Man denkt zu viel nach, fühlt in sich hinein – wer weiß, was da alles plötzlich an die Oberfläche kommt? Mit Dämonen aus der Gefühlswelt und quälenden Fragen an das eigene Selbstbewusstsein plagt sich offensichtlich auch die Musikerin KeiyaA. Aber das Ergebnis ist ganz und gar nicht kläglich, sondern fesselt gleich in den ersten Momenten ihres Debüt-Albums „Forever, Ya Girl“ so vehement, dass man in eine Art Trance verfällt. Trotz fehlender Gigs schafft es KeiyaA mit ihrem im März 2020 erschienenen Debüt durchzustarten. Die Allrounderin bringt ihre Musik zurzeit in Eigenregie raus. Minimale Produktionsunterstützung erhielt die Selfmade Woman von dem Rapper MIKE, der unter seinem Alias DJ Blackpower mitwirkt. Es ist vermutlich einfacher, einen einzigartigen Sound zu kreieren, wenn man fast allein arbeitet. Da ihre Texte die Einsamkeit beklagen, darf mensch das außerdem als authentisch bezeichnen.

„Art is what I’m meant to do, but I also want this to be a way for me to build a strong foundation and legacy, that doesn’t have to be attached to me working for somebody else.“

Nur wenige Monate vor der Pandemie kündigte KeiyaA ihren Job, verlor infolge dessen ihre Wohnung und strandete schließlich in New York: „The influence of New York on this material is clear. When I came to New York, I was exposed to so many more facets of ethnic diasporas than I was used to in Chicago. It feels weird saying this because we’re in a full-blown pandemic, but I just remember being out and meeting people hanging outside in the bars and hearing all these DJs playing all types of Caribbean and African music.“ Der Großteil von „Forever, Ya Girl“ kam in den letzten Monaten vor der Veröffentlichung zusammen. „I was in this desperate-ass place, where I was like, I have to drop this shit ASAP, because I have to make money somehow. I thought, let me just put this up on Bandcamp and maybe that’ll be enough for me to get an apartment and figure out how to pay my bills.“

„I think when people see ’sold out‘ on Bandcamp, or they see that I’m on the cover of magazines, they think I’m not broke.“

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„Why won’t you love me? Is it ‚cause I’m so damn easy to love, I’m so damn easy to trust?“ singt sie im programmatischen „I Thot There Was One Wound In This House, There’s Two„, das trotz der Länge des Titels nur etwas über zwei Minuten dauert. Long sentence short message: genug Zeit, um die bittere Erkenntnis nachzuempfinden, dass dort, wo eine Wunde entsteht, sich meistens auch schon die Narbe einer früheren befindet. Autsch! Ihre Musik ist krass: traurige Sounds aus der Synthieorgel, dazu einige versprengte Beats und Geräusche, die als Instrumentarium des intimen, elektronischen Bedroom-R&B neuerer Prägung bekannt sind. Denn KeiyaA gehört zu jenen zunächst im heimischen Schlafzimmer vor sich hin experimentierenden Künstler:innen, die das (Neo-)Soul Genre in den vergangenen Jahren dekonstruiert und mit Funk-, Jazz- und HipHop-Elementen erweitert und damit neu erfunden haben. Im Februar 2021 gab sie ein NPR Tiny Desk (Home)Konzert: absolut empfehlenswert für alle, die lieber hören statt lesen wollen. Wow – sooooo viby!

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