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Kenny Curly

Kenny Curly

„Willkommen in der seltsamen und bewegenden Welt von Kenny Curly, einer süß-würzigen bis melancholischen Mischung aus Slam, Rap und Gesang auf Basis von Trip-Hop“, heißt die französische Künstlerin ihre Fans und solche, die es hoffentlich bald werden, auf ihrem Bandcamp-Profil willkommen.

Wer Curly und ihre Musik kennt, wird diese Selbstbeschreibung äußerst pointiert formuliert finden. Allen anderen empfehlen wir ein wenig Offenheit und Ruhe mitzubringen: Nicht etwa, weil Kenny Curly in dem, was sie macht, äußerst experimentell oder progressiv daherkommt, sondern viel eher, weil es Musik und Kunst für Herz und Intellekt ist. Im Interview mit 365 Fe*male MCs verrät die Künstlerin, dass es ihr in ihrer Musik vor allem darum geht, ihre eigenen Gedanken und Gefühle auszudrücken, sie gleichzeitig aber auch als eine Art Sprachrohr für ihre Community fungieren möchte:

I have the feeling that my pain can liberate their pain too and my words can be the words they can’t find or that it is impossible for them to express. I have a small but really close community. I am a mix between their friend and their therapist. A big sister or a mama. Someone who you can be confident with.“

Kenny Curly im exklusiven Interview mit 365 Fe*male MCs

Kenny Curly selbst weiß nur allzu gut, wie hart es sein kann, mit inneren Dämonen und Selbstzweifeln zu kämpfen: Sie wächst in einer sehr musikalischen Familie auf. Schon früh prägen sie die Liebe ihres Vaters für Rock’n’Roll sowie die Punk-Affinität ihrer Tanten in ihrer musikalischen Entwicklung. Bereits im Kindesalter schreibt Kenny erste eigene Songs. Doch kann sie ihre Schüchternheit und Unsicherheit nicht überwinden, um diese vor anderen Menschen oder gar auf einer Bühne zu performen. Hinzu kommt die Einschränkung durch eine psychomotorische Störung, die es Curly nicht erlaubt, ein Instrument zu erlernen. Wenngleich durch diese Umstände stark verunsichert, erkennt sie früh, dass ihre Stimme das einzige Instrument ist, welches ihr bleibt und mit welchem sie sich ausdrücken kann. Nach intensiver Auseinandersetzung mit ihren Ängsten und sich selbst, realisiert Kenny Curly jedoch, dass – viel mehr noch als Singen – Rappen bzw. Spoken Word-Kunst ihr die nötige Form von Kraft und Power verleiht, um sich endlich sicher zu fühlen und auf eine Bühne zu wagen:

I have always loved singing but I really found my strength and my emotional intensity when I met slam/spoken word. […] I immediately felt something in my heart that told me rap can express some other part of me more dynamic like for example my anger.“

Kenny Curly im exklusiven Interview mit 365 Fe*male MCs

Das Ergebnis dieser Erkenntnis und Selbstreflexion ist auf Kenny Curlys erster EP „Introspection“ aus dem Jahr 2019 zu hören, auf der sie vier äußerst kraftvolle Songs präsentiert. Beispielsweise handelt „Des Mots“ (dt. „Wörter“) von der einflussreichen Macht, die von Worten ausgeht und wie diese manchmal mehr Schaden als physische Gewalt anrichten. Der namengebende Titeltrack der EP „Introspection“ hingegen ist zwar fiktiv, allerdings inspiriert von einer Phase im Leben der Künstlerin, als diese kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand und ihr eigenes Leben sie zu überwältigen schien. In diesem Zusammenhang sind es vor allem die zugehörigen Musikvideos, die durch ihre Bildsprache, die inhaltliche Ebene von Curlys Lyrics noch einmal verstärken und ihre Tiefgründigkeit veranschaulichen.

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Mit ihrer Musik liefert Kenny Curly zweifelsohne alles andere als Party-Hits ab. Doch das beabsichtigt die 35-Jährige auch gar nicht. Im Gegenteil, sie möchte die Menschen mit ihrer Musik im Herzen berühren und zum Nachdenken anregen. So überrascht es auch wenig, dass Curly im Frühjahr 2021 Teil des „FREESTYLE FBM #1“ mit weiteren 17 französischen und belgischen MCs war. In dem Track prangern sie gemeinsam das manipulative und zum Teil korrupte Verhalten in den Massenmedien an.

Am Ende des Tages geht es Curly vor allem jedoch um eine Sache: mit ihrer Musik Positives zu bewirken und im besten Falle Liebe zu verbreiten. Genau diese Vision verfolgt sie auch auf ihrem ersten Album „Insovniaque“ – ein Konzeptalbum – das nach aktuellem Stand im Dezember 2021 erscheinen wird. Seit einigen Monaten hat Kenny Curly dafür auf ihrem YouTube-Channel eine Videoreihe mit dem Titel „Manifeste de l’Amour Roi“ (dt. „Manifest der (königlichen) Liebe“ gestartet. In dieser erläutert sie nach und nach die Hintergründe zu jedem einzelnen Track auf „Insovniaque“ und wie diese miteinander zusammenhänge.

Wer mehr zur kommenden Debütplatte von Kenny Curly, ihrer musikalischen Geschichte und ihren Vision wissen möchte, behält am besten unsere Interview-Sektion im Auge: In wenigen Wochen veröffentlichen wir dort ein exklusives Interview mit dieser inspirierenden Künstlerin – stay tuned!

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