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Khia

Khia

Wir schreiben das Jahr 2002. 18 Jahre bevor sich die Hälfte der Menschheit irreparable Beinverletzungen beim Versuch zuzieht, die Choreografie zu Cardi Bs und Megan Thee Stallions Hit „WAP“ möglichst TikTok-tauglich nachzutanzen. Bevor sich Feuilleton, Politiker:innen und Pop-Influencer:innen die Köpfe einschlagen bezüglich der Frage, ob Frauen, die über Sex rappen, nun Gallionsfiguren im Kampf gegen das Patriarchat sind, oder gar selbst frauenfeindlich agieren. In diesem Jahr veröffentlicht Khia ihren bis heute größten Hit „My Neck, My Back (Lick it)“. Es ist nicht der erste sexpositive Song einer Rapperin, doch er setzt schon damals ungeahnte Maßstäbe. Eine Frau, die so konkret ihre eigenen sexuellen Vorlieben und Gelüste beschreibt, dazu über orale Befriedigung nicht nur im vaginalen, sondern auch analen Bereich rappt, und das als Smash-Hit, dem man sich nun wirklich nicht entziehen kann – das ist nicht nur für die prüden USA zu viel.

Khia, die in Philadelphia zur Welt kommt und ihre Jugend in Tampa, Florida, verbringt, ist zu diesem Zeitpunkt bereits zweifache Mutter. Das Potenzial des Songs sieht die MC, die zuvor als Kellnerin gearbeitet hat, zunächst nicht unbedingt: „It’s not even my favorite song, and I was kind of surprised that’s the song that everybody jumped on“, sagt sie MTV News. Doch der Erfolg passt der Rapperin gut in den Kram: In den USA erreicht „My Neck, My Back“ Platz 42 der Charts, im Vereinigten Königreich und in Belgien reicht es sogar für die Top Ten. Bis heute wird die Single regelmäßig gecovert von Musikerinnen wie Miley Cyrus, Elle King und natürlich Saweetie, die mit ihrer Version unter dem Namen „Icy Girl“ den Durchbruch schafft.

Khia bleibt derweil in den Augen vieler ein One-Hit-Wonder, obwohl sie weiterhin regelmäßig Musik veröffentlicht. Sie arbeitet unter anderem mit Trick Daddy, Gucci Mane und Janet Jackson zusammen und gibt auch ein eher schlecht gealtertes Duett mit Sido auf DJ Tomekks Album „Numma Eyns“ zum Besten – den „Badesong“. Acht Alben und drei Mixtapes zieren die Diskografie der Rapperin. Schlagzeilen macht Khia in der Vergangenheit jedoch eher mit ihrer Social Media-Aktivität und Reality-TV-Auftritten wie in der VH1-Sendung Miss Rap Supreme Ende der 2000er. Besonders gern teilt die Rapperin gegen Dirty South-Kollegin Trina aus, aber auch an anderen MCs wie Azealia Banks, Cardi B und Lil‘ Wayne lässt sie kein gutes Haar. Ihre Roasting- und Gag-Videos erreichen mehr Aufmerksamkeit als ihre neue Musik – schade eigentlich. Denn abstreiten kann man Khias Impact auf Sexpositivity im Female Rap auf keinen Fall. „You got to R-E-S-P-E-respect, respect me”, rappt sie im gleichnamigen Track und zeigte nicht nur da, was sie als MC auf dem Kasten hat. Davon würden wir gern noch mehr sehen. Khia und Rap sind noch lang nicht fertig miteinander.

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