This gal is badass, im wahrsten Sinne des Wortes: „I’ll eat a grilled timberland boot before I trust another man“, postet Kikky Badass auf Instagram und geizt auch sonst weder mit Sprüchen noch mit dem einen oder anderen Diss.
Unter ihrem bürgerlichen Namen Christabell Stembeni Mahlungwa in Simbabwe aufgewachsen, gilt die MC dort als absoluter HipHop-Star. 2017 veröffentlicht Kikky Badass mit „Queen of The South“ ihr Debüt. Simbabwe liegt zwar im Süden Afrikas, doch in der Hauptstadt Harare gibt es eine klare Grenze zwischen dem eher grünen Norden und dem dicht besiedelten Süden. Beides könnte eine namensgebende Rolle spielen. Im Zuge des Albums erregt besonders der R&B-Banger „Body Conversations“ große Aufmerksamkeit. Spätestens nach Erscheinen des dazugehörigen Videos kommt die Szene in Wallung, und alle sprechen über Kikkys verführerischen Tanz. Im gleichen Jahr räumt die Künstlerin gleich zwei Trophäen bei den Zim Hip-Hop Awards ab und markiert einen wichtigen Meilenstein: Kikky Badass gewinnt als erste Frau in der Geschichte der Awards in der Kategorie „People’s Choice Award“ den begehrten Publikumspreis.
Neben überschwänglichem Lob gibt es auch andere Stimmen. Nicht zuletzt aufgrund der so direkten wie freizügigen Lyrics und Videos bezeichnen Kritiker:innen die MC als kontrovers. Dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt, zeigen nicht nur die selbstbewussten Texte über Sex. Auch so manche Breitseite gegen Personen des öffentlichen Lebens sorgt für Aufsehen.
See, I don’t know why strippers feel they can come for me, this is not your territory this is hip hop.“
Lyrics „STRIVE MASIWA“
Auf„STRIVE MASIWA“ führt Kikky Badass den Beef zwischen ihr und der Rapperin Tiara Baluti weiter und schießt mit harten Bandagen gegen ihre Kollegin. Die unberechenbare Verve in Angriff und Verteidigung erinnert durchaus an Nicki Minaj. Perücken, knallige Farben, knappe Outfits: Die luxuriöse Distinktion geht, wie man es schon bei Rap-Diven wie Minaj gesehen hat, mehr als auf. Ähnlich der US-Größe schafft auch Kikky Badass es regelmäßig, von der alles erhabenen, fast unwirklichen Inszenierung abzurücken, indem sie reale Unterdrückungsverhältnisse wie patriarchale Strukturen benennt und eigene Dämonen offen thematisiert. Im Interview mit ZTNPRIME spricht sie über den sexualisierten Blick der Musikszene auf Frauen und betont die Wichtigkeit der gegenseitigen Solidarität. Weiter hinterfragt sie die Rolle von Bühnenpersönlichkeiten an sich und benennt die oft tragischen Konsequenzen, die die permanente Diskussion der eigenen Person in der Öffentlichkeit haben können.
Über Kikkys provokanter Inszenierung des Bühnen-Ichs ihre vielseitigen musikalischen Talente zu vergessen, wäre fatal. Diese Frau glänzt nicht nur mit außerordentlichem Charisma, sondern vor allem mit handwerklichen Skills in Rap, Gesang, Tanz und Timing. Einige Szene-Plattformen zählen die mehrsprachig rappende Kikky Badass zu den Vertreter:innen des Zimdancehall. Doch so leicht lässt sich die MC stilistisch nicht einordnen. Wie selbstverständlich fügen sich die verschiedenen Einflüsse aus Dancehall, Afro, Rap, Pop und R&B zu einem stimmigen Wimmelbild zusammen.
Kikky Badass, ein Rap-Chamäleon?! Diese jetzt aber auch letzte Nicki Minaj-Assoziation liegt schon nahe. Kikky Badass zelebriert abwechslungsreich und handwerklich mehr als stabil weibliche Autonomie im Rap und sorgt mit einer Handvoll Beef auch für genügend Feuer. This gal is badass!
