„Matriarchin des spanischen Trap“, „spanische Trap Königin“, „The Boss“, „Bitch“, „Ratchet“: Es gibt wahrlich einige, zum Teil selbstgewählte Titel für La Zowi, und die kommen nicht von ungefähr. Zoe Jeanneau Canto, so ihr bürgerlicher Name, hat seit dem Release ihrer ersten Single „Raxeta“ im Jahre 2013 mehrfach bewiesen, dass sie mit ihrer Musik alles andere als ein One Hit Wonder ist. Mittlerweile gehört die 28-Jährige zu den etablierten Schlüsselfiguren der spanischen Trap-Szene: „La Zowi, puta“ eben.
Geboren 1993 in Paris, wächst La Zowi als Tochter einer Dichterin und eines Flamenco-Gitarristen hauptsächlich im spanischen Granada auf, lebt mit ihren Eltern aber über die Jahre auch in zahlreichen anderen europäischen Metropolen. Seit Kindertagen spielt Musik eine zentrale Rolle in Zoes Leben, seien es die Flamenco-Einflüsse über ihren Vater oder die zahlreichen lateinamerikanischen und afrikanischen Musikstile, mit denen sie bei den vielen Umzügen in Kontakt kommt. Die Verbundenheit zur südspanischen Provinz bleibt jedoch über all die Jahre bestehen, sodass ihr Weg sie letztlich wieder zurück nach Granada führt. In kurzer Zeit kommt La Zowi in Kontakt mit Menschen aus dem Dunstkreis von La Vendicion Records, und sie unternimmt die ersten professionellen Schritte in Richtung Musikkarriere. Im selben Atemzug lernt sie den Rapper Yung Beef kennen (mit dem sie wenig später Söhnchen Romeo bekommt), sowie die übrigen Mitglieder von Los Santos aka PXXR Gang. Es entsteht daraufhin bereits erwähnte Single „Raxeta“, deren Titel der spanischen Adaption des englischen Begriffs „ratchet“ entspricht und maßgeblich Zoes Selbstverständnis definiert:
Para mí, una ratchet es alguien como yo, una chica de barrio, humilde, que lleva ropa barata e imitaciones de marcas de lujo, y de forma algo provocativa.“
„Eine Raxeta ist für mich jemand wie ich, ein bescheidenes Mädchen aus der Nachbarschaft, das billige Klamotten und Fake-Luxusmarken trägt, und dies auf eine etwas provokative Art und Weise.“
Tatsächlich mangelt es La Zowi nicht an Selbstbewusstsein – eine Eigenschaft, für die sie vor allem ihre Fanbase als Ikone feiert. Wie kaum eine andere Künstlerin in ihrem Genre repräsentiert La Zowi ungezwungen und auf äußerst erfrischende Weise einen Feminismus, der geprägt ist von Neugierde und Mut zum sexpositiven Selbstausdruck sowie zur Provokation.
Bitch, soy una obra de arte / soy la Mona Lisa fumando tanto“
„Bitch, ich bin ein Kunstwerk / Ich bin die Mona Lisa, die so viel raucht“
Aus den Lyrics von „Obra de arte“
Neben ihren mitreißenden Bühnenperformances, die die MC selbst als puren Punk bezeichnet, bleibt vor allem der charakteristische Sound La Zowis sofort im Gedächtnis: klassische Trap-Elemente, gepaart mit einem kreativen Gebrauch von Auto-Tune, Synthesizer-Effekten, viel Bass, mutig eingesetzten Moll-Harmonien und nicht zu vergessen den zahlreichen Reggaeton-Einflüssen. In genau diese musikalische Sphäre lassen sich auch ihre Mixtapes „Ama de casa“ (2018) sowie „Elite“ (2020) einordnen, die beide über La Vendicion Records erschienen sind. Singleauskopplungen wie „Mi Chulo“ und „Random Hoe“ oder auch „Obra de arte“ katapultieren La Zowi damals in kürzester Zeit in den Fokus der spanischen Trap-Szene. Nicht ohne Grund kann die junge Künstlerin jetzt schon eine beachtliche Liste an Artists vorweisen, mit denen es zu Kollaborationen kam, darunter Zora Jones, Sinjin Hawke, Albany, Jam City, Pablo Chill-E, Flynt Hustle oder La Goony Chonga.
Beeindruckend ist dabei eine gewisse Form der Bodenständigkeit, man könnte von ‚realness‘ sprechen, die bei La Zowi stets mitschwingt. Die Künstlerin hat keinen Bock auf die Vereinnahmung durch den kapitalistischen Mainstream, gleichwohl sie in den letzten Jahren die zunehmende Aufmerksamkeit und den damit einhergehenden Erfolg nicht verhindern konnte:
I really appreciate the freedom I have right now. I am a girl from the hood, and being able to relax outside and have a normal life is something I won’t ever change for anything […] My dream, as anyone else’s living in a capitalist world, would be to dedicate my life to doing what I like, to earn a lot of money and be ‚happy‘.”
Gata Magazine
Wir drücken La Zowi bei diesem Lebenstraum auf jeden Fall die Daumen und hoffen inständig, dass ihre Vorstellung von „be(ing) happy“ uns noch über viele Jahre hinweg mit kreativer Musik ihrerseits versorgen wird.