1979 war das siebte Jahr des HipHop. Aber das erste Jahr, in dem MCs begannen, Songs auch zu veröffentlichen. Allen voran Fatback Band mit King Tim IIl. Es folgten weitere von The Sugarhill Gang bis Kurtis Blow. Nicht zu vergessen die weiblichen MCs der ersten Stunde wie The Sequence, Paulette & Tanya Winley und natürlich Radio-DJ Lady B mit ihrem Klassiker „To the Beat Y’all“.
Aber es gab noch eine weitere MC der ersten Stunde namens Lady D (nicht zu verwechseln mit der späteren Prinzessin von England). Tatsächlich gibt es mehrere Musikerinnen mit dem Künstlernamen Lady D, beispielsweise Denis Languirand, Lady D alias Dyan Humes, Lady D oder Lady Dee alias Darlene Jackson, Lady D oder Lady Dee alias Delours Thornhill. Keine von ihnen hat allerdings etwas mit HipHop zu tun, sondern mit Soul, Funk, Reggae oder House. Die Rapperin Lady D brachte ihren wahrscheinlich einzigen Song „Lady D“ 1979 über Reflexion Records heraus, einem New Yorker Disco/Old School HipHop-Label. Es handelt sich um eine 12“ Maxisingle, auf deren B-Seite der Song „Nu Sounds“ von MC Tee gepresst wurde. Interessant ist, dass beide MCs über den gleichen funky Disco Groove mit eingängiger Bassline und Funkgitarre rappen.
Lady Ds Disco-Rap Version ist ein narrativer, humorvoller Rap, der von einem Date erzählt. Sie verabredet sich mit einem charmanten Typen, namens Eddie – wahrscheinlich eine Anspielung auf Eddie Andre dem Produzenten der Platte – feiert mit ihm im Studio 54, dem legendären New Yorker Nachtclub, und schaut mit ihm einen Film. Als er sie nach Hause bringt, kommt er mit in ihre Wohnung. Dort macht er sich plump an sie heran, woraufhin sie ihn rauswirft. Es folgt ein wortgewandter Ratschlag an die Männerwelt:
Now to all the young man out to make it serious
Lady D – „Lady D“
From the cute to the fine and of course the prettiest
See when a man can rap and keep his cool
Well ya best believe that can be his best tool
Now the first impression plays a major part
Don’t think you can walk up and steal my heart
With corny lies that have no swing
Like for example „Hey you sweet thing“
See I’m lookin‘ for a man I call my own
The kind that can help me when I’m all alone
So I don’t need a man that gets his joys
From hanging on the corner and drinking with the boys
Ya see I need a man that can treat me good
And make me feel like a lady should
Now if you straighten out your ways and reach my desire
You just might get a chance to light my fire
So if you just wouldn’t mind and take a few tips
You gotta think ahead before you move your lips
Lady D’s Song wurde von Ronald Gordon geschrieben, der als Ronnie Gee 1980 mit dem Song „Raptivity“ einen Hit hatte. Auf seiner eigenen, 1979 erschienenen Single „A Corona Jam“ rappte er auch über das gleiche Instrumental wie Lady D und MC Tee. Tatsächlich kam seine ebenfalls von Eddie Andre produzierte Single aber als erste heraus. Auf der B-Seite befindet sich „Spiderap“ von einem MC namens Ron Hunt und – SURPRISE – auch er rappt auf das gleiche Instrumental.
Doch damit nicht genug, denn Reflexion Records brachte 1979 noch eine einzige weitere Platte heraus. „Take My Rap… Please“ von Steve Gordon and the Kosher Five. Und auf welches Instrumental wird gerappt? Richtig, ebenfalls auf das „Corona Jam“-Instrumental.
Reflexion Records hat also das ganze erste Jahr, in dem HipHop Songs veröffentlicht wurden, Singles veröffentlicht, auf denen verschiedene MCs auf ein und dasselbe Instrumental rappen. Klingt fast wie eine Art Battle. Lady D hat einen guten Flow und ihre Version ist meines Erachtens nach die Beste.
Doch während die anderen Künstler ihre Rapkarrieren vorantrieben, hat man von Lady D nichts mehr gehört. Gerne hätte ich mehr über sie herausgefunden und weitere Songs gehört. Leider blieb „Lady D“ ihre einzige Veröffentlichung. Das kann natürlich viele Gründe haben.