Den wenigsten in unserer Hemisphäre des Erdballs lebenden Menschen dürfte die Künstlerin Lady Lash etwas sagen, geschweige denn, dass jemand ihren bürgerlichen Namen Crystal Clyne Mastrosavas kennen dürfte. Bis zum heutigen Tage! Ab jetzt wollen wir keinerlei Ausflüchte mehr hören, solltet ihr einmal nach einer australischen „badass“ Rapperin und (Jazz-)Sängerin mit griechischen sowie indigenen Wurzeln gefragt werden.
Geboren an der südlichen Westküste Australiens in der Kleinstadt Ceduna, wuchsen Crystal und ihre fünf Geschwister als Kinder eines indigenen Vaters griechischer Abstammung und einer Mutter, die dem indigenen Stamm der Kokatha entstammt, innerhalb der dortig ansässigen Koonibba-Mission auf. Durch die Verbundenheit zum Meer und der Nähe zum Vater, der sein Leben lang als Fischer tätig war, entdeckt Lady Lash bereits in jungen Jahren auf einer der tagtäglichen Bootstouren ihre Leidenschaft für das Singen und geht dieser bis heute nach. Dabei leiten sie ihr Stolz und das Bewusstsein, in sich das Erbe zweier Kulturen weitertragen zu dürfen, um die Stimmen ihrer Vorfahren nicht verstummen zu lassen.
Was musikalisch am Ende bei Lady Lash herauskommt, ist eine soulige Mischung aus Hip Hop’schen Beats und Loops, jazzigen Gitarrensounds, zum Teil spirituellen Klängen und/oder Samples, gepaart mit Lady Lashs breiter Range an Rap- und Gesangsskillz.
Nicht ohne Grund wurde die mittlerweile in Melbourne lebende Musikerin 2010, nach Veröffentlichung ihrer ersten EP „Pearl“, für den Deadly Award nominiert und gewann damals den Redfern Records Award als „Female of the Year“. Nach zahlreichen Auftritten und Touren durch Australien entschied sich die junge Künstlerin 2012 dazu, sich in Crystal Mercy umzubenennen, und veröffentlichte unter diesem Namen ihr mehrfach ausgezeichnetes Debütalbum „The Fisherman’s Daughter“ – in Anlehnung und in liebevollem Gedenken an ihren Vater. Für „The Fisherman’s Daughter“ wurde Lady Lash 2013 sowohl mit dem Victorian Indigenous Performer Award als „Most Promising Act“ als auch mit dem Age Music Victoria Genre Award für „Best Songlines Indigenous Act“ in 2013 ausgezeichnet. Neben zahlreichen Kollaborationen bzw. Auftritten als Support unter anderem für namhafte Künstler*innen wie Jessica Mauboy, Archie Roach, Paul Kelly, Dan Sultan, Urthboy, Lotek, Lowkey, True Live oder Paris Wells veröffentlichte Lady Lash in den folgenden Jahren die Alben „Milky Way“ (2015) sowie „Therapy Tapes“ (2018). Beides Platten, auf denen Lady Lash klanglich weitaus konsequenter in Richtung HipHop und Rap geht, jedoch in Songs wie „Luna Poetry“ oder „Self Love“ weiterhin ihrem Gespür für soulige Melodien und feinsinnige Lyrics folgt.
Lady Lash ist durch und durch eine Vollblutkünstlerin, die, wie sie selbst sagt, weder auf Musik noch auf ihre Familie und den damit einhergehenden kulturellen Background verzichten könnte. Eine Leidenschaft und Hingabe, die Lady Lash in jedem einzelnen ihrer „modern street poetry“-Songs transportiert.
Zusammen mit den ebenfalls australisch-indigenen Rapperinnen Miss Hood und Dizzy Dolan gründete Lady Lash 2018 den Rap-Sis-Hop-Act Oetha (ausgesprochen: O-E-tha, ein Akronym für „Our Earth The Heart Acknowledges“), mit dem Ziel, Musik zu machen, die insbesondere die Lebensrealität und die Probleme indigener Frauen in modernen Zeiten behandelt. Mit Singles wie „Sista Girl“ und „Cruisin“ („We are beautiful, we are black and we are about to get loud“) veröffentlichte das Trio bereits einige Lobeshymnen auf die Stärke und Kraft von indigenen Frauen und setzt damit musikalisch auf ganzer Linie empowernde Statements.
Wer mehr über Crystal Clyne Mastrosavas aka Lady Lash (oder auch Oetha) erfahren möchte, darf sich auf die für 2020 angekündigte Dokumentation über sie freuen, die Lady Lash nicht nur beim Reflexionsprozess über ihre bisherige Karriere und die Vergangenheit begleitet, sondern auch dabei, wie sie in die Gegenden der Kokatha, ihrer Vorfahren, zurückkehrt und sich von diesen inspirieren lässt. Bis es jedoch soweit ist, begnügen wir uns gerne weiterhin mit den musikalischen Ergüssen von Lady Lash!
„Women of the sea, westcoast in me
Some call her L, some call her Aphrodite
Falling from the skies, gemini rise
Breath in the air holy sunrise
Rising tides, pearls her knees
Water her essence, wild and sweet
Hair gold jewels from the deep
Eyes so blue staring at me
Rock the waves lady
Move the haze baby
Stir the ocean lady
Curl the sea baby
[HOOK]
Yadu* x 4
…“
* siehe Beschreibung des Songs, u.a. auf Youtube:
„Yadu“, ausgesprochen YA-DOO, stammt aus der Kokatha-Sprache aus der fernen Westküste Südaustraliens und bedeutet, dass es sowohl gut als auch tödlich ist.
Crystal (Lady Lash) schrieb dieses Lied zu Ehren ihrer Kokatha Weena Mooga (aller Kokatha-Frauen), die an der äußersten Westküste Australiens leben, zu Ehren der Schönheit jeder Frau und der Essenz und Stärke, die jede Frau im Leben trägt: Wir sind Wasser, Erde, Sonne und Mond.