„I‘m cool like dat.“ – „I‘m chill like dat.“ -„I‘m peace like dat.“
Bei diesen Zeilen müssen Rap-Liebhaber*innen nicht lange überlegen – es handelt sich natürlich um den Übersong „Rebirth Of Slick (Cool Like Dat)“ von Digable Planets aus dem Jahr 1992. Beim coolen Kontrabass, dem Schnipsen, der Trompeten-Fanfare und den klugen, deutlichen und unaufgeregten Strophen dieses Liedes kann man gar nicht anders als sich so richtig zurückzulehnen. „Laid back“ war immer das Prinzip des Trios aus New York und definiert ihren „HipHop Bebop“, der voll von Samples, Psychedelia, Funk und – natürlich – Jazz ist. Viele spätere Jazz-Rap-Gruppen nennen Digable Planets als Einfluss und es verwundert auch kaum, dass dieses maßlos coole „Rebirth Of Slick“ 1994 den Grammy für die „Beste Rap-Performance einer Gruppe“ gewann. Das sollte hinsichtlich der Legacy von Butterfly, Doodlebug und Ladybug Mecca schon reichen.
Bei 365 Female* MCs soll es jetzt natürlich um die Dame des Trios gehen – Mariana „Ladybug Mecca“ Vieira (46). Ihr Part in „Rebirth Of Slick“ ist der mittlere. Etwas nasal, unaufgeregt – ja, auch irgendwie etwas grün hinter den Ohren – und dennoch mit unfassbarer Selbstverständlichkeit rappt sie darüber, dass die drei die ganze Nacht das Mic rocken und mit diesem Song einen neuen Classic erschaffen haben. Tja, sie sollte absolut Recht behalten!
Diese brasilianisch-stämmige, aus Maryland stammende MC war Inspiration für so viele andere Rap-Frauen. Larry Flick, ein Journalist vom Billboard-Magazin, schrieb einst über Ladybug, dass sie Vorbild und der Beweis für andere weibliche Rapper sei, „dass Frauen nicht schreien oder herumprahlen müssen, um tough zu sein und um sich durchzusetzen. Mecca erhebt nie die Stimme, ist aber trotzdem diejenige, die alles unter Kontrolle hat.“ Ladybug Mecca verkörpert also schon immer HipHop-Realness par excellence und ihr Geschlecht war für sie wohl nie ein Faktor, den sie in irgendeiner besonderen Weise ausgespielt hätte. Ein*e MC ist einfach ein*e MC. Basta.
Sie selbst bezeichnet übrigens Queen Latifah, MC Lyte, Roxanne Shante und Salt-N-Pepa als ihre Vorbilder. Diese Frauen hätten ihr vor Augen geführt, dass für sie, die schon immer Gedichte geschrieben habe, Rap auch die passende Ausdrucksform sein könne: „Die Präsenz dieser Frauen und wie sie ablieferten beeindruckte mich nachhaltig“, erzählte sie 2018 in einem Interview mit dem „Source“-Magazin.
Es ist allseits bekannt, dass Digable Planets 1995 aufgrund künstlerischer Differenzen und persönlicher Schicksalsschläge (Ladybug Mecca verlor innerhalb kurzer Zeit Vater und Mutter) erst mal wieder Geschichte waren. Aber die Musik blieb immer Ladybugs Leben. Wie sollte es auch anders sein, über ihre Kindheit sagte sie einmal: „Music was just a part of our everyday expression and celebration and it was just, life. It was breakfast, lunch and dinner. Music was always there.“
Und deswegen führte sie ihre Musikkarriere (auch wenn sie sich nie komplett wohl im Rampenlicht fühlte) auch solo weiter: 2005 veröffentlichte sie ihr Soloalbum „Trip The Light Fantastic“, das natürlich wieder herrlich „laid back“ ist, aber seine Marienkäfer-Fühler auch nach ganz anderen, dem HipHop nicht artverwandten Genres ausstreckt: „Don‘t Disturb The Peace“ etwa hat etwas von No Doubt und Gwen Stefani. Ansonsten hört man sie oft als Feature, zum Beispiel auf einem Billie-Holiday-Remix-Album im swingenden Song „Spreadin‘ Rhythm Around“ oder in eMCs „The Show“. Ein weiteres Projekt, bei dem die dreifache Mama mitgemacht hat, ist Dino 5 – Rap für Kinder. Ob Deine Freunde oder Sukini schon von denen gehört haben? Und mit Brookzill macht sie Weltmusik und vermischt dafür brasilianische Musik mit Rap und Yoruba-Trommeln aus Afrika. Ach, und eine Digable-Planets-Reunion gab es zwischendrin natürlich auch noch!
Man kann Ladybug Mecca über all diese Musik hinaus auch als echte 365-Female*-MCs-Schwester bezeichnen, weil sie sich im Source-Interview folgendermaßen zu Female MCs und Frauen im Musikbusiness allgemein äußerte:
„We’re always going to have a place in it. Now more than ever, it is so important for us to voice our truth and our power and our issues. I feel like with the internet, it has made the world a much smaller place which can make us stronger. In the past year or so, I’ve really connected with Rapsody and a lot of women in the music industry and everybody is on the female unity wave to push shit forward. Even before the ‚#MeToo movement‘ blew up. That energy is beautiful, it’s wonderful and it’s necessary. I’m so glad that nothing died out. I’m glad it keeps going because we have so far to go.“
Diese Frau ist wahrlich ein „Marienkäfer-Mekka“, von der wir noch viel mehr Musik und weitere kluge Aussagen hören wollen.