Das Logo des Fußballvereins Olympique Marseille auf der Wade, die Kirche Notre-Dame-De-La-Garde auf dem Arm: Das sind nur zwei der vielen Tattoos, die Lansky Nameks Körper zieren. Aber eins merkt man schnell: Sie liebt ihre Stadt Marseille.
Direkt aus dem Marseiller Stadtteil Cours-Julien-La Plaine kommt die Rapperin Lansky Namek. Sie ist Mitte zwanzig und hat Wurzeln in Marokko, Russland und Polen. Der Stil ihrer Musik befindet sich irgendwo zwischen politischem Rap und alternativem HipHop mit deepen Themen. Auch Punk- und Rockelemente sind in ihren Songs zu finden. Sie kann nicht nur rappen, sondern sprüht auch Graffiti und produziert Beats, zum Teil für ihre eigenen Songs, aber auch für MASSILIA FAMILY, ein HipHop-Projekt aus Marseille.
Ein Aspekt, der sich wie ein roter Faden durch ihre Kunst zieht: Kritik. Kaum etwas bleibt bei Lansky Namek unhinterfragt. Sei es die Gesellschaft, in der wir leben, oder ihre eigene Person:
Meine Texte sind eine Kritik an der Gesellschaft und an mir selbst.”
Original: “Mes textes sont une critique de la société et de moi-même”, Lansky Namek im Interview mit Franceinfo
Ihre Kritik betrifft häufig das Handeln der französischen Regierung, Polizeigewalt, Rassismus, Sexismus und die Einschränkungen von Freiheitsrechten. In einem Interview mit dem französischen Radiosender Franceinfo erklärt sie, sie fühle sich als Kind von Einwanderern in der Politik nicht repräsentiert. Indem sie dies in ihrer Kunst anprangert, gibt sie damit nicht nur sich selbst eine Plattform, sondern auch vielen anderen Menschen, die ähnlich empfinden.
Ihr erstes größeres Projekt ist die EP „PILE OU FACE“, zu Deutsch: Kopf oder Zahl. Mit dem Titel will die Rapperin das Paradoxe dieser Welt aufzeigen. Das spiegelt sich auch musikalisch wider: Ihr Sinn für Melodie in den Beats trifft auf die Rauheit in ihrer Stimme und ihren Texten. Der erste Track der EP, „Je ne suis qu’un chiffre“, thematisiert Lansky Nameks Unzufriedenheit mit unserer Gesellschaft. Sie kritisiert, dass alles, selbst Menschen, bewertet, in Kategorien eingeteilt und nicht als Individuen wahrgenommen werden.
Ich bin nur eine Nummer auf einer Rangliste. Ein Durchschnitt, eine Platzierung.“
Original: „Je ne suis qu’un chiffre sur un classement. Un moyenne, un placement”, aus den Lyrics von „Je ne suis qu’un chiffre“
Ihr Interesse für gesellschaftliche Themen und Fragen zeigt sich nicht nur in ihrer Musik. Lansky Namek organisiert ebenfalls Schreibworkshops zum Thema Rap für Kinder und Jugendliche, um ihnen die HipHop-Kultur und deren Werte zu vermitteln.
Im letzten Jahr releaste Lansky Namek zwei Songs: „Sacrifice“ und „Le oaï“. Wir hoffen für 2024 auf weitere neue Projekte.