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Las Krudas Cubensi

Las Krudas Cubensi

Die beiden Frauen nerven. Weil sie unangenehme Themen ansprechen, mit denen niemand belehrt werden will: Das kubanische Underground-Duo Las Krudas Cubensi ist vegan, queer-feministisch, antirassistisch, hart – und das seit über 20 Jahren. Nicht nur im Rap: Bei einem Auftritt in Köln vor ein paar Jahren kostet die mitgebrachte CD zehn Euro, zumindest für einen migrantisch aussehenden Mann. Seine blonde Begleiterin muss fünf Euro mehr latzen. Dass die sich bitterlich beschwert, juckt Olivia Prendes, eine der beiden Rapperinnen, wenig. Sie wolle damit eben zeigen, wie Diskriminierung funktioniert. So könnten die sonst so Privilegierten das mal am eigenen Leib spüren.

Gemeinsam mit Odaymara Cuesta lebt sie den Aktivismus. In ihren Performances, ihren Texten und in ihren Sounds: Im Gegensatz zum geleckten 90er-HipHop Kubas setzen sie auf „rohen“, fröhlichen Sound. Dafür steht übrigens auch das „Krudas“ in ihrem Namen. Für das Rohe, Ungeschliffene, Natürliche, Echte, Tiefe, so beschreiben sie es selbst.

Und so geht es in ihren Tracks auch – ganz natürlich – um 120 Stunden fließendes Menstruationsblut („120 Horas Rojas“) oder, wie in „La Gorda“, um eine echt dicke Person, die ist wie ein „Walfisch“, „unmöglich zu verstecken, die Dicke“ mit dem „Gewicht eines Klotzes, Junge, der dich erdrückt“. Denn sich selbst haben sich, um die schlechte Metapher zu bedienen, nie erdrücken lassen. Und das, obwohl Kuba in den 90er Jahren kein guter Ort war, um queer und schwarz zu sein und dann auch noch als Frau Rap machen zu wollen.

Angefangen haben Odaymara und Olivia gar nicht mit Musik. 1996 traten sie einer queer-veganen Performance-Gruppe bei, liefen auf Stelzen umher und kämpften für ihre Rechte. Drei Jahre später gründeten sie, damals noch gemeinsam mit Odaymaras Schwester Odakys Cuesta, Las Krudas Cubensi, weil sie die kubanische Rapszene zu männlich fanden. In Kuba, einem Land, in dem es in den 60er Jahren Umerziehungslager für Homosexuelle gab und es bis 1987 verboten war, offen seine Homosexualität zu zeigen. Heute wird man dafür zwar nicht mehr bestraft, trotzdem gilt offene Queerness als „ein sozial zu tadelndes Übel“, genau wie Alkohol- oder Drogensucht.

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Trotzdem zeigten sich die Frauen bei einer Demo am 1. Mai mit Regenbogenflagge. Sie wurden angegriffen, verbal und körperlich. Seitdem hatte die Regierung sie auf dem Schirm. Immer wieder stürmten Zivilpolizist:innen ihre Wohnungen, immer wieder wurden sie stundenlang von der Sicherheitsbehörde festgehalten. Bei ihrer ersten Show in Kuba wurden sie ausgebuht, Auftritte im Ausland wurden ihnen untersagt. Also wanderten sie in die USA aus. Heute leben Odaymara und Olivia zusammen in Texas – und performen regelmäßig in Kuba. Sogar in das neue Zentrum für Sexualaufklärung werden sie zu Vorträgen eingeladen.

Dem Kampf für Gerechtigkeit bleiben sie treu, auch in der Diaspora. Im Interview mit dem Lateinamerika-Magazin „ila“ sagen sie: „Wir sind krudas, wir sind hart. Wir haben stets jeden Weg beschritten. Wir kommen von einer harten Insel und sind Kinder und Enkelkinder von Krieger:innen, die vor nichts zurückgeschreckt sind und die sich über die Systeme lustig gemacht haben. Jetzt sind wir in diesem harten Land, bewegen uns in der globalen alternativen Bewegung und stehen für unsere Härte und unsere Herkunft. Damit zeigen wir, dass es durchaus geht, dass wir es doch können.“

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