Im Jahr 2017 veröffentlichte sie ihre erste EP „Intro“, 2019 folgte das Debütalbum „Safran“ und 2020 ist schließlich geprägt vom Release ihres Vier-Jahreszeiten-Projekts „Les 4 saisons“. Bei diesem veröffentlicht die französische Rapperin Lau Rinha alle drei Monate eine EP in der Stimmung der jeweiligen Jahreszeit, mit u.a. immer unterschiedlichen Beatmaker*innen: „Chapitre hiver“ (dt. „Kapitel Winter“) sowie „chapitre printemps“ (dt. „Kapitel Frühling“) sind bereits seit einiger Zeit zu hören, „Chapitre été“, der perfekte Sommertune (dt. „Kapitel Sommer“) also, ist gerade erst Ende Juni erschienen.
In Anbetracht dieses musikalischen Outputs innerhalb der vergangenen drei Jahre, lässt sich die aus Marseille stammende Rapperin Lau Rinha wahrlich nicht mehr als Newcomerin oder riesen Geheimtipp verkaufen. Dennoch sprechen wir als Redaktion unsere liebevoll insistierende Empfehlung aus, diese großartige, junge und aufstrebende Künstlerin einmal genauer auszuchecken.
Lau Rinha ist nämlich nicht nur am Mic eine wahre Queen. Sie ist zudem auch seit mehr als zehn Jahren aktives B-Girl und damit der HipHop-Kultur mehr verschrieben als so manch anderer HipHop-Head von sich behaupten kann: „Ils connaissent que le rap, moi je connais le hiphop“ („Éclat de rire“, 2019, dt. „Sie kennen nur Rap, ich kenne HipHop“).
Aufgewachsen mit sowie geprägt von ihrem Vater und ihren Brüdern, wächst Lau in einem sehr musikalischen Haushalt auf: Neben prägenden Figuren wie Beyoncé, Lauryn Hill, P. Diddy, Nas und Missy Elliott, sind es die Platten eines ihrer Brüder, durch die Lau zum ersten Mal mit französischsprachigem Rap in Kontakt kommt. Auch wenn Psy 4 de la Rime oder auch die ebenfalls aus Marseille stammende Keny Arkana mit ihren starken Rhymes großen Eindruck bei Lau Rinha hinterlassen, findet sie im Breakdancing zunächst mehr Möglichkeiten zu Selbstausdruck und -verwirklichung. Als erstes B-Girl tritt Lau 2011 schließlich der Marginalz Crew bei, in der auch einer ihrer Brüder tanzt, und nimmt recht bald schon in sowohl Frankreich als auch anderen europäischen Ländern an ersten Tanzbattles teil. Innerhalb kürzester Zeit kommt Lau Rinha mit zahlreichen Menschen in Kontakt, die die HipHop-Kultur mit all ihren Facetten und Formen leben und lieben – sei es beim Breakdancen, beim Graffiti Sprayen, DJing oder eben Freestylen – und die sich schnell zu prägenden bzw. treibenden Figuren in Lau Rinhas Leben entwickeln. Inspiriert durch eine gute Freundin (Probz gehen raus an Sabria aka Sista Sab!), die damals in der Crew als das „rappende Mädchen aus der Nachbarschaft galt“ und Lau als erste pushte, ihre selbst verfassten Texte auch einfach mal zu Beats zu spitten, entwickelt sich 2015 schließlich das Rap-Duo Sweet Chili. Während Sista Sab heutzutage nur noch im Hintergrund unterstützend agiert, hielt Lau Rinha an ihrer aufgekeimten Leidenschaft für Rap fest und releast 2017, wie bereits anfänglich erwähnt, ihre erste EP „Intro“. 2019 folgt das Debütalbum „Safran“, das Lau Rinha selber als musikalische Reise zwischen Marseille („Ma life“), Brasilien („Summer time“) und Marokko („Éclat de rire“) beschreibt und als musikalisches Abbild dessen zu verstehen ist, was sie als Menschen ausmacht: ihre Liebe für ihre Heimat Marseille bzw. Südfrankreich, ihr Fernweh und die stete Reiselust, durch welche sie v.a. Brasilien lieben gelernt hat, sowie ihre Verbundenheit zu Marokko, dem Heimatland ihrer Eltern („Une airmax dans la tendance, une babouche dans la tradition“, dt. „[Bin] ein Airmax im Trend, ein Babouche [orient. Slipper] in der Tradition“, aus Freestyle).
Auch wenn die derzeitige weltweite Lage Lau Rinha einen kleinen Strich durch die eigentliche Jahresplanung gemacht hat (wie wahrscheinlich der Mehrheit aller Künstler*innen), können wir uns 2020 auf jeden Fall noch auf die Vollendung von „Les 4 Saisons“ freuen, inklusive kleinerer Specials dazu. Bis dahin fangirlen wir fleißig weiter!
Lau Rinha
30. Juli 2020