Wir verstehen das schon – Sprachbarrieren können im Alltag manchmal zu wahrlich unschönen oder nervigen Situationen führen. Ein Glück nur, dass wir bei 365 Female* MCs weniger über das alltägliche Weltgeschehen berichten, als viel eher über Musik und die Künstler:innen dahinter. Selbst wenn wir Euch dann mal eine Künstlerin wie die saudi-arabische Rapperin Leesa vorstellen, deren Texte sich für uns zwar größtenteils nur mäßig erschließen (lassen) – wir sind zumindest in der Lage, sagen zu können: Diese Rapperin hat nicht nur Style und Flow, sondern steht mit ihren 21 Jahren in ihrer Heimat voll und ganz für fe:male Empowerment!
Weltweite Aufmerksamkeit erlangte Aseel Seraj, so ihr gebürtiger Name, im Sommer 2018 mit ihrem Hit „Te7sebni Amza7“ sowie dem dazugehörigen Video. Innerhalb kürzester Zeit ging der Song viral und hat bis heute mehr als neun Millionen Klicks. Leesa veröffentlichte den Song nämlich in Folge der Entscheidung des saudi-arabischen Königreichs, das Fahrverbot für Frauen aufzuheben. Im Video sieht man die Kopftuch tragende Rapperin selbstbewusst und euphorisch am Steuer eines Autos sitzen, während sie dazu empowernde Lines (auf Arabisch) rappt:
Ich brauche niemanden, der mich fährt/ meinen Führerschein dabei […] Ich mache keine Witze, heute kann ich selbst fahren/ Das Lenkrad in meinen Händen, das Pedal unter meinem Fuß“.
Zweifelsohne gehört Leesa zu einer neuen Generation von jungen Frauen in Saudi-Arabien. Jungen Frauen, die ganz genau wissen, was sie wollen und sich in ihrem Vorhaben in keiner Weise beschränken oder reinreden lassen wollen. Rap war in diesem Zusammenhang schon immer ein wichtiges Mittel zur Selbstentfaltung und zum Ausdruck ihre Träume und Wünsche, wie Leesa selbst sagt. Bereits mit 17 Jahren begann sie ihre ersten Zeilen zu schreiben und zu spitten. In ihren Songs beschäftigt sich Leesa überwiegend mit Themen aus dem alltäglichen Leben von Frauen in der saudi-arabischen Gesellschaft. Insofern lag es für sie nur nahe, die längst überfällige Entscheidung der Regierung, das Fahrverbot für Frauen endlich zu kippen, triumphierend in einem Song zu adressieren:
I strongly believe in women and their dreams. I see that they always have the power to achieve what they want. My rap is a mean to champion women. To spread the message that nothing can stand in their way […].“1
Klickt man sich durch Leesas Instagram-Kanal oder auch ihre Uploads auf Youtube, so wird man direkt von einer Energie und jugendlichen Leichtigkeit gepackt, von der sich so manch andere:r Szeneakteur:in mal eine Scheibe abschneiden könnte. Denn auch wenn uns aufgrund der Sprachbarriere Leesas Songinhalte größtenteils unzugänglich bleiben, sprechen die dazugehörigen Videos eine sehr deutliche Bildsprache, die sich wirklich jeder*m erschließen sollte. In diesem Sinne, gönnt Euch Songs wie „Co19“ oder „#دوام | #اصلا_عادي“.
Wir empfehlen auf jeden Fall jeder:m, den Blick über den Tellerrand zu wagen und Leesa im Auge zu behalten – von dieser jungen Rapperin ist noch einiges zu erwarten!
1 Quelle: Kampagne #SheCan – Leesa Aseal’s Journey
