In den 2000ern, dem Beginn des „Lil‘-Young“-Zeitalters, ordnete sich eine New Yorker Newcomerin in die Reihe der Künstler*innen mit dem berühmten Lil‘ im Vornamen ein: Lil‘ Mama. Ihre Debütsingle „Lip Gloss“ zerrt 2007 auch den letzten HipHop-Muffel auf die Tanzfläche und ist für ihr Label Jive Records ein absoluter Sure Shot. Ihre Collabo-Tracks und Remixes machen die MC aus Brooklyn zudem über Nacht zur „Queen of Hip-Pop“: Sie teilt sich die Booth mit Avril Lavigne und Vanessa Hudgens und ist auf dem offiziellen Remix von Rihannas „Umbrella“ zu hören. Ein echter Senkrechtstart in den Pop-Olymp.
Dabei startet Niatia Jessica Kirkland unter alles andere als leichten Bedingungen ins Leben: Als drittältestes Kind und älteste Tochter von insgesamt acht Geschwistern wächst sie allein mit ihrer Mum unter prekären Umständen auf, die das Krebsleiden ihrer Mutter noch verstärkt. Niatia wird schnell zur Lil‘ Mama für ihre Geschwister. Die Musik wird zum wichtigen Ausgleich. Genau wie ihre Mutter singt sie gern, als Teenie entdeckt sie Rap für sich. Ihr Vater, der eine eigene Plattenfirma hat, ermöglicht ihr erste Studioerfahrungen. Dazu tanzt Lil‘ Mama Ballett und Street Dance.
Mit dieser Fülle an Skills ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Musikindustrie auf die Rapperin aufmerksam wird: Lil‘ Mama ist gerade 16, als ihr Manager Ali Samii, der zuvor unter anderem mit DMX gearbeitet hatte, sie unter seine Fittiche nimmt. Schnell steht der erste Label-Deal und das Game wird übernommen. Doch fühlt sich Lil‘ Mama nicht nur in der Booth pudelwohl. Es zieht sie auch vor die Kamera. Sie geht als eine der bis heute jüngsten Jurorinnen in die Geschichte sämtlicher Castingshows ein, da sie von 2008 bis 2015 in der Jury der MTV-Sendung „America’s Best Dance Crew“ saß. Aber nicht nur im Reality TV, dem sie noch immer regelmäßige Besuche abstattet, setzt die Künstlerin Maßstäbe. Vor allem ihre Rolle als Rap-Legende Lisa „Left-Eye“ Lopes im TLC-Biopic „CrazySexyCool: The TLC Story“ bringt ihr breiten Respekt ein. Dem Erfolg des Films folgend geht Lil‘ Mama als Support-Act mit den verbliebenen TLC-Members auf Tour, ehe sie 2015 ihr zweites Album veröffentlicht. Sieben Jahre hat sie sich dafür Zeit gelassen. Als Tausendsasserin mit Fernseh- und Modeljobs bleibt wohl nicht viel Raum für Musik.
Ihr Talent für Ohrwurm-Hooks und pointierte Rap-Parts auf wummernde, zum Tanzen animierende Beats hat die MC jedoch auch nach über zehn Jahren Karriere nicht verloren. Ihre 2018 erschienene Single „Shoe Game“ liefert den besten Beweis dafür. 2019 schießt sie mehrere experimentellere Singles hinterher, unter anderem das reduzierte „Woo“, das Appetit auf ein neues Lil‘ Mama-Album macht. Wir wären bereit.