Es gibt viele Wege und Möglichkeiten Menschen (queer-)feministisches Wissen und Denken näherzubringen. Klar, wissenschaftliche Beiträge stellen in diesem Zusammenhang immer einen soliden Anfangspunkt dar, sind aber nicht immer ganz barrierefrei und dadurch eben nicht allen ‘einfach so’ zugänglich. Dass es viele weitere Optionen gibt, um derartige Inhalte zu vermittelt, beweist das heutige künstlerische Talent: Lila Sovia.
Geboren und aufgewachsen in Leipzig, lebt Lila Sovia seit ein paar Jahren in der Hansestadt Hamburg und geht dort fast schon einem Tausendsassa-Dasein nach. Die Liste der Aktivitäten, denen sich Sovia widmet, scheint nämlich schier endlos und zugleich sehr inspirierend. Wie ein roter Faden zieht sich intersektioneller (queer)-feministischer Aktivismus durch Lila Sovias Schaffen: Vom erfolgreichen Quereinstieg in die Spoken-Word-Szene, über Schauspielkurse in Hamburg, einem Lehramtsstudium, dem Angebot von Yoga- und Schreibworkshops, bis hin zu cineastischen Performance-Projekten und einem eigenen queeren Gedichtband, Lila Sovia kann sich bereits all das auf die Fahne schreiben.
Wie aus dem Nichts erobert Lila Sovia 2017 – mit gerade einmal 17 Jahren – die hiesigen Spoken-Word-Bühnen und weiß von Anfang an zu „FLEXEN – Warum ich keine Blumen will“. Von der Stadt- zur Landesmeisterschaft und letztlich sogar bis ins Finale der deutschsprachigen Meisterschaft in Hannover – wohl bemerkt: Alles innerhalb eines Zeitraums von nur sechs Monaten. Schon während der Schulzeit – und nicht zuletzt auch dank einer sehr inspirierenden Deutschlehrerin – erkennt Sovia was für eine mächtige Waffe Sprache sein kann und welche Kraft im reflektierten und bewussten Umgang mit Worten steckt. Es scheint nur naheliegend, dass sich Sovia weiter dem eigenen Schreibtalent widmet und dieses auf Bühnen zum Besten gibt. Mit den zunehmenden Erfolgen innerhalb der Spoken-Word-Szene, kommt auch der Umzug nach Hamburg, wo es Lila Sovia zunächst an die Schauspielschule zieht. Parallel dazu bietet das junge Talent Schreib-Workshops an, nimmt 2019 das Lehramtsstudium auf und gibt nebenbei Yoga-Kurse. Zeitgleich knüpft Sovia mehr und mehr Kontakte in die lokale (queer-)feministische Szene Hamburgs, was wiederum zu weiteren künstlerischen Projekten führt.
Im Rahmen des 21. Poesie- und Kurzfilmfestival ZEBRA feiert Sovias erster Poetry-Clip „JENGA“ 2021 internationale Erfolge. Es handelt sich dabei – wie es in der YouTube-Beschreibung heißt -, um „ein interdisziplinäres Spoken Word Projekt, das den Umgang und die Aufarbeitung mit persönlich erfahrener sexualisierter Gewalt an FLINTA+ (female, lesbian, inter, trans, agender) Personen thematisiert und szenisch umsetzt.“ Als wäre das nicht schon krass genug, startet Lila Sovia im Sommer 2021 auch noch die Karriere als Rap-Artist. Zurecht fragt man sich, woher dieser kreative Kopf all die Energie dafür nimmt? Im Januar 2022 erscheint die Trap-Nummer „YOU KNOW THE DILL“ als erste Single und setzt inhaltlich direkt einmal ein krasses Statement: Lila Sovia nutzt dieses musikalische Debüt, um über Täterschutz und sexualisierte Gewalt gegenüber FLINTA* zu sprechen – Grüße gehen raus an die deutschsprachige Rap-Szene.
Nur einen Monat später droppt die zweite Single „EAT HOT CHIP AND LIE“ mit nicht minder gewichtigem Inhalt, aber dafür einem lässigen Old-School-Vibe und einem smoothen bilingualen Flow seitens Lila Sovia – lieben wir. Beide Singles lassen sich als eindrucksvolle Vorboten der Debüt-EP „F.L.I.N.T.A“ interpretieren, die Ende April 2022 erscheint und mit Feature-Auftritten von Schwesta Ebra („FLINTA“) und Saskia Lavaux („Lila“) glänzt. Christian Dior agiert im Übrigen als Produzent aller bisheriger Releases.
Du denkst dein Weiberscheiß ist nicht so sehr politisch gemeint./ Du willst ja alles außer viel zu sehr politisch zu sein./ Doch ich muss dir jetzt mal sagen – nicht politisch gemeint-,/ man muss sich leisten können, nicht allzu sehr politisch zu sein.“
– Lila Sovia auf dem Track „FLINTA“ feat. Schwesta Ebra
Während sich die Platte inhaltlich als Manifestation der Beschreibung „Macker klatschen (mit Worten)“ – siehe Lila Sovias Instagram-Account – zusammenfassen lässt, präsentiert sich das junge Rap-Talent in puncto Sound sehr divers auf den insgesamt sieben Tracks – passt ja irgendwie!
Wer jetzt denkt: Reicht auch – was könnte es noch über diesen Newcomer-Act zu berichten geben, möge sich noch kurz gedulden. Nur allzu gerne legen wir euch noch Lila Sovias „erste:r queerfeministische:r Gedichtbandit:in FLUIDE“ ans Herz. Das Buch ist im März 2022 und spiegelt nicht-binäre Perspektiven in Poesie-Form wider. Und sollte lesen nicht zu euren Lieblingsbeschäftigungen gehören – was macht ihr dann auf dem Blog – stellt das auch kein Problem. Wie anfangs erwähnt, weiß Lila Sovia zahlreiche Kanäle zu bedienen, um (queer-)feministisches Wissen und Denken näherzubringen – checkt doch ansonsten einfach die „ERSTE QUEERE LATE-NIGHT-SHOW: BUSCHTALK!“ mit Wiki „fuckin“ Riot und Lila Sovia aus.