Ärztin bei Tag, Rapperin bei Nacht: Die 27-jährige La-Toya Mwoombola aka Lioness meistert beide Karrieren mit Exzellenz und gehört zu den spannendsten Artists Namibias.
Lioness wächst in einer musikalischen Familie in Windhoek in Namibia auf. Ihre Mutter spielt Gitarre, ihre Schwester Geige und sie selbst Klavier. Als ihre Schwester Gina beginnt, Beats zu bauen und sie La-Toya vorzuspielen, fängt sie an, auf diese zu rappen. Da ist Lioness gerade einmal 14 Jahre alt. Ihre Schwester ist mittlerweile als DJ GinaJeanz international unterwegs und zeichnet für die ein oder andere Lioness-Produktion verantwortlich.
La-Toya nimmt an Cyphern in Windhoek teil und macht sich schnell mit ihrem unglaublichem Flow und ihrem Gefühl für Sprache einen Namen in der Szene. Diese Cypher-Attitüde spiegelt sich in ihren ersten zwei EPs „ILL3“ und „ILL4: The Sequel“ wider, wo sie auf straighte Ami-Beats spittet und einfach nur abliefert. Die Künstlerin rappt sowohl auf Englisch als auch auf Oshiwambo, eine der Bantusprachen im südwestlichen Afrika. So bezieht sie nicht nur ihr Publikum in Namibia ein, sondern repräsentiert damit auch ihr Heimatland auf einer größeren internationalen Bühne.
Ihre wichtigste persönliche Inspiration ist ihre eigene Mutter, die neben ihrem PhD und Lehraufträgen an der University of Namibia La-Toya und Gina allein großzog. Da sich ihre Eltern schon früh trennten, war Lioness hauptsächlich von Frauen umgeben. Diese „feminine energy“, wie die namibische Künstlerin sie selbst bezeichnet, durchzieht auch ihre Musik und ihre Lebenshaltung. Der Fakt, dass sie in zwei von Männern dominierten Bereichen arbeitet, hat sie schon früh gezwungen, sich ihren Platz als Frau zu erkämpfen und den Raum einzunehmen, der ihr zusteht.
2018 releast sie ihr erstes Album „Pride of the CilQ“, im gleichen Jahr, in dem sie ihren Bachelor in Medizin und Chirurgie abschließt. Doch trotz des Supports von anderen Künstler:innen aus Windhoeks Musik-Szene muss sie bei der Produktion ihres ersten Albums schmerzlich erfahren, was es bedeutet, als eine der wenigen Frauen in der Industrie zu arbeiten. Ein männlicher Producer redet ihr nicht nur ein, dass sie nicht genug sei, sondern diskriminiert sie mit herablassenden und sexistischen Kommentaren. Nach dieser Erfahrung beendet sie die Zusammenarbeit und stellt ihr Album innerhalb von vier Monaten in ihrem Heimstudio fertig.
„Pride of the CilQ“ klingt melodischer als ihre EPs, da sie hier auch in ihren Refrains singt und mehr Afrobeats- und Dancehall-Sounds einfließen lässt. Ein Beispiel dafür liefert der Track „Tala“, der im Rahmen der Initiative emPawa Africa von Mr Eazi entstand, bei der Lioness als eine von zehn Künstler:innen ausgewählt wurde. Inmitten der weltweiten Pandemie, die für sie als angehende Ärztin eine doppelte Belastung darstellte, droppt Lioness ihr zweites Studioalbum „Wish You Were Here“, das sie selbst als „Afro-R&B-Sound“ bezeichnet, der sich mehr und mehr mit Dancehall- und Amapiano-Elementen vermischt.
Obwohl sie für die Medizin brennt und ihren Job über alles liebt, ist es für Lioness klar, dass sie sich in Zukunft auf ihre Musikkarriere fokussieren will. Zunächst jedoch will sie ihr zweijähriges medizinisches Praktikum am Staatskrankenhaus in Windhoek abschließen. Was nicht bedeutet, dass sie nicht schon längst wieder an ihrer nächsten EP arbeitet.