„I know I don’t have the typical American Idol look, but I think I can bring something different to the show“, stellt sich die 16-jährige Stephanie Sanson dem amerikanischen American Idol-Publikum im Jahr 2013 vor. Vermeintlich versteht man diese Aussage als eine Anspielung auf den damaligen Emo-Look der Teenagerin und ihrer Begleiter:innen, die im Vorstellungsvideo ebenfalls kurz gezeigt werden.
Selbst als sie vor die Jurymitglieder der 12. Staffel – Mariah Carey, Randy Jackson und Keith Urban – tritt und verkündet, Adeles Song „Set Fire To The Rain“ performen zu wollen, scheint diese Audition lediglich eine von vielen zu sein: ein junges zierliches Mädchen mit lila Haaren, das beabsichtigt, den Klassiker einer der besten und erfolgreichsten Sängerinnen unserer Zeit zu singen. Na dann… viel Erfolg!
Was daraufhin allerdings folgt, geht tatsächlich in die Geschichte der sehenswertesten Auditions der US-amerikanischen Castingshow ein – vorab nur soviel: Sanson ist ganz sicher #NotYourAmericanIdol!
Mit ihrer Screamo-Version des Tracks überzeugt Stephanie Sanson die Jury leider nicht und verlässt – Mittelfinger hoch – auf direktem Wege wieder die Show. Ein Auftritt, dessen Entertainmentfaktor kaum zu überbieten ist, insbesondere aufgrund der schockierten Reaktion von Mariah Carey:
OK, I need to get my pastor on the phone.”
Um ehrlich zu sein, ging es Sanson jedoch nie wirklich darum, weiterkommen zu wollen. Viel eher sind ihre Castingshow-Teilnahmen, wie zum Beispiel bereits 2011 mit ähnlich schockierten Reaktionen bei The X-Factor und America’s Got Talent, als geschickter Promo-Move für sich und ihre Metalcore/Emo-Pop-Band You Only Live Once (kurz: YOLO) zu interpretieren. Zwischen 2010 und 2016 war Sanson zusammen mit vier weiteren Freunden und ihrer großen Schwester Ariel Teil der Band. Gemeinsam veröffentlichten die Jugendlichen mehrere Singles – jedoch ohne größeren Erfolg.
An Talent fehlt es der jungen und ehrgeizigen Künstlerin jedoch nicht. Sie beschließt, fortan solistisch unter dem Namen Lucifena weiter zu machen. Wahrscheinlich eine der besten Entscheidungen, die sie hätte treffen können: Mittlerweile gehört Sanson nämlich zu den angesagtesten weiblichen Artists im Trap Metal und hat damit für sich und ihre Stimme die perfekte Nische gefunden.
Ihre offizielle Debütsingle „On Sight“ veröffentlicht Lucifena im November 2018 – inklusive Feature-Part des Cloudrap-Shootingstars Lil Xan. 2019 folgen über das Jahr verteilt zahlreiche „In die Fresse“-Tracks, wie „Lucy In The Sky“ oder „Disrupt“. Sie releaset zudem auch poppigere Gesangsnummern wie „Switch up“ und „Don’t Hit My Line“, um ihre musikalische Bandbreite zu untermauern. Im September 2019 erscheint ihr Album „Mood Swings“, auf dem die junge Künstlerin dann durch hochkarätige Kollaborationen mit Mitgliedern von einschlägigen Bands wie Slipknot, Bad Omens („Falling“) oder Emmure („Antichrist“) überrascht.
Wenngleich sich Lucifena innerhalb kürzester Zeit als musikalisch sehr breit aufgestellt präsentiert, hinterlässt sie mit ihrer Stimme und ihrem Stylemix aus Sprechgesang und Shouting dann doch am meisten Eindruck, wenn es um klassische Crossover Trap-Metal-Beats geht. Eine klare Hörempfehlung aus unserer Redaktion sind zum Beispiel die Tracks „Shut Up/Go Away“ feat. Keyawna Nikole oder auch „Sick of This Shit„.