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Mabiland

Mabiland

Mabiland ist bahnbrechend in der männerdominierten Musik-Szene Kolumbiens: Sie ist eine Frau, sie ist Schwarz, sie ist queer und sie bringt Rap, R&B und Neo Soul zusammen, wie vor ihr noch keine kolumbianische Künstlerin.

Mit 17 Jahren zieht Mabely Largacha alias Mabiland für das Studium in die kolumbianische Metropole Medellín. Aufgewachsen ist sie in Quibdó, der Hauptstadt der Region El Chocó. Seitdem sie zwölf war schreibt sie Gedichte, später dann Liedtexte. In Medellín fängt Mabiland an, audiovisuelle Kommunikation zu studieren und beginnt nach einem Gesangswettbewerb an der Uni, in Bars zu singen und mit 19 Jahren Musikvideos zu produzieren. Für ihr Debütalbum setzt Mabiland dann 2018 alles auf eine Karte, legt ihr Studium erst einmal auf Eis, nutzt ein Stipendium und ihr ganzes Erspartes und konzentriert sich komplett auf die Produktion ihrer ersten LP.

Ihr Debütalbum trägt ihr Geburtsjahr als Titel: „1995“.  Während sich Mabiland in den fünf Tracks ihrer ersten EP „Ciclos“ (2015) noch stärker an Blues, Jazz und Soul orientiert hat, geht sie im ersten Longplayer voll und ganz im Neo Soul und R&B auf. Manchmal rappt sie mit rauchiger Stimme Hooks und stimmt eine Sekunde später mit glasklarer Stimme einen souligen Refrain an. Mabiland schafft es, ihre Emotionen auf der Zunge, aber auch in ihrer Stimme zu tragen: An manchen Stellen ist sie zerbrechlich und zärtlich, flüstert fast schon in Spoken-Word Manier. In anderen Momenten strahlt ihr Rap und ihr Gesang die Nostalgie, Wut oder Freude aus, die sie in ihren Textzeilen besingt. Ihre direkten Lyrics handeln von Sex und (unerwiderter) Liebe, wie in ihren beiden erfolgreichsten Songs „Qué tu Quieres?“ und „Cuanto Más“. Aber auch ihre Unabhängigkeit, ihre Träume, ihre Kindheit und Familiengeschichte und ihre Lebensrealität als afrokolumbianische queere Frau thematisiert Mabiland offen in ihren Texten.

Begleitet wird Mabiland von einer Soul-Band. Auf ihrer LP finden sich wenig elektronische Beats, dafür Intros mit Hammondorgeln und Klavier, funkige und soulige Basslines, Saxophon- und E-Gitarren-Soli. Das findet sich momentan in einer HipHop- und Black Music-Szene, die auch in Lateinamerika seit einigen Jahren von Autotune und Trapbeats dominiert wird, selten. Dabei erinnert ihr Flow an manchen Stellen an die lateinamerikanische Rap-Größe Ana Tijoux und ihr Gesang an die US-amerikanische R&B- und Soul-Artist Erykah Badu.

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Mabilands Plan, sich voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren, ging auf. Nach der Veröffentlichung von „1995“ ging sie 2019 auf Tour in Lateinamerika und Europa und spielte unter anderem auf dem größten kolumbianischen Rock- und Popfestival Estéreo Picnic und auf dem Glastonbury Festival in Großbritannien. Und sicher ist: Um Mabiland wird es so schnell nicht still. Zwischen 2019 und 2020 hat sie zwölf Singles und zwei EPs veröffentlicht. Dabei hat sie sich nicht auf Neo Soul und R&B beschränkt, sondern experimentiert in Featurings und allein mit Genres wie Reggae, HipHop, Trap, Reggaeton und Afrobeat. 2021 lässt also noch einiges erwarten.

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