Talent- und Castingshows sind schon eine Sache für sich. An die meisten Teilnehmer:innen kann sich kaum noch jemand erinnern, viele leiden unter Knebelverträgen, Druck und Ausbeutung – doch manchmal kann so eine pompöse TV-Show auch als willkommenes Karrieresprungbrett für die weitere künstlerische Laufbahn dienen. Die polnische Rapperin Dziarma liefert dafür nicht das einzige Beispiel. Auch Maria & Bea (beziehungsweise Maria og Bea) aus Dänemark haben Anfang 2019 bei dem dänischen X-Factor ordentlich für Furore gesorgt. Nachdem die Publikumslieblinge jedoch nach der vierten Live-Show abbrechen mussten, kamen sie zum Ende des letzten Jahres mit ihrer ersten eigenen Single „Inkasser“ um die Ecke.
Im vergangenen Jahr standen Maria Meldgaard Mortensen und Bea Sarockaite bei X-Factor auf der Bühne und performten unter anderem Nicki Minajs „Anaconda“, Cardi Bs „I Like It“ und MIAs „Bad Girls“ mit treffsicheren Rap-Parts und bombastischen Show-Einlagen. Sie nahmen am Bootcamp des Formats teil und schafften es bis in die vierte Live-Show, vermutlich hätten sie sogar den Sieg mit nach Hause gebracht. Während dieser Zeit verstarb Beas Vater jedoch überraschend, sodass das Duo aus dem Rennen ausstieg. Für eine Weile zogen sie sich aus dem TV-Geschäft zurück. Am 25. Oktober 2019 gab es plötzlich wieder ein Lebenszeichen der beiden: Sie veröffentlichten ihre erste Single „Inkasser“ und steppten direkt ins dänische Rapgame. Ganz ohne Kompromisse.
X-Factor gab den beiden Frauen aus Kopenhagen das nötige Know-How für diesen steilen Karrieresprung. Sie haben bereits Erfahrungen mit Interviews, Live-Shows und damit, vor der Kamera zu stehen, gesammelt und eine Publikums- und Fanbase aufgebaut. Damit wollen sie jetzt die dänische Rap-Landschaft revolutionieren. 2020 veröffentlichten Maria & Bea die beiden weiteren Singles „Aloha“ und „YSL“, auf denen sie über verspielt-melodische Trap-Beats ziemlich hart flexen. Seit ihrem Auftritt hat sich also ziemlich viel verändert. Auch ihr Image hat sich in kürzester Zeit von zwei jungen aufstrebenden Mädchen hin zu bossy auftretenden Frauen entwickelt. Ihre Ästhetik liegt dabei irgendwo zwischen ghettoesk, Girlie und Gangster-Chic – Hunnies, dicke Autos und Outfits on fleek dürfen dabei nicht fehlen.
Dieser Imagewandel erscheint manchen Vertreter:innen der Boulevard-Presse wie ein gefundenes Fressen. Viel mehr als ihr musikalischer Aufstieg scheinen Äußerlichkeiten wie Freizügigkeit und Schönheits-OPs im Vordergrund zu stehen. Maria & Bea haben im Laufe ihre noch jungen Karriere viel Hass abbekommen. Ihre Antwort darauf? Haters gonna hate. In einem Interview mit dem dänischen Magazin DR erzählt Maria, dass die Öffentlichkeit Frauen in der Musik nach allem, aber eben nicht ihrer Musik, begutachte: „Wenn du eine Frau bist, dann gibt es andere Dinge, die sich die Leute anschauen. Sie beurteilen sie nach ihrem Aussehen, ihrem Verhalten, ihrem Charisma und allem, was sie tut. Sie wird ganz anders beurteilt als ein Mann, der das gleiche macht.“
Glücklicherweise lassen sich Maria & Bea von dieser sexistischen Bewertung nicht aufhalten. Sie schrauben weiter an ihrem futuristischen Sound, kleiden sich, wie sie wollen, zeigen und machen, worauf sie Bock haben. Das mit Erfolg: Das Signing bei Sony haben sie bereits in der Tasche. Jetzt ist Zeit für etwas Großes.