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Marti Stone

Marti Stone

‚Alles wird gut‘ ist Hoffnung in Verzweiflung auf der Suche nach Trost.“

Donna Pop

So beschreibt Marti Stone ihren neuesten Track „Tutto Bene“, den sie zu einer Zeit veröffentlicht, als Italien massiv von der Covid-19-Pandemie betroffen ist. Den Refrain schreibt die italienische Rapperin bereits ein Jahr vorher. Die Zeilen entstehen aus einer Liebeskrise heraus. Nach einer Nominierung für einen Covid-19-Freestyle auf Sozialen Medien, beschließt sie, den fertigen Song zu ändern und um politische-soziale sowie menschlich-intime Parameter der Pandemie zu erweitern. Heraus kommt eine kraftmachende Hymne einerseits, sowie eine Analyse darüber, wen die Krise am härtesten trifft, andererseits.

Eine Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Themen zieht sich durch die fast acht Jahre lange Musikbiographie der Rapperin, Songwriterin und Produzentin. Schon mit zwölf Jahren hat Marti Stone das Bedürfnis, sich ein Alter Ego zu kreieren, um mit belastenden Themen selbstbewusster umgehen zu können. Sie hört viel US-Rap und findet so das Medium, das ihr den Ausdruck von Gefühlen und das Erzählen von Geschichten ermöglicht. 2013 veröffentlicht sie die ersten selbst produzierten Tracks. Marti Stone erscheint auf der Urban-Compilation „Hitmania“ und macht sich einen immer größeren Namen. Es folgen Kooperationen mit rennomierten Künstler:innen wie der queeren, italienischen Rapperin MC Nill, mit der sie ihre ersten musikalische Projekte realisiert, oder DJ Tess, die das Mixing der Anthologie „Mixtape 44“ übernimmt.

Marti Stone will in ihrer Kunst Dampf ablassen. Es geht um emotionale Themen, die von intimen Beziehungen über den eigenen Umgang mit unrealistischen Schönheitsidealen gehen. Doch das Private ist politisch. Die mehrsprachige Künstlerin bettet ihre Inhalte in einen politischen Kontext und beschäftigt sich mit Gleichberechtigung, Emanzipation, Gewalt und intersektionaler Diskriminierung. Zum internationalen Frauenkampftag 2019 erscheint gemeinsam mit der Musikerin Jaki Doyka der Song „X3“. Die traplastige Ballade wurde von keiner geringeren als der Künstlerin und Aktivistin Madame Gandhi unterstützt und fordert junge Frauen* dazu auf, ihre Träume zu verfolgen und sich nicht unterkriegen zu lassen.

Give me the space I need to breathe
Making my own choices
let me hear your voices raising up
Don’t let ‚em let you down

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X3 feat. Jaki Doyka

Stilistisch ist besonders die Rhetorik in Marti Stones Lyrics hervorzuheben. Provokant und mit bizarren Wortspielen rappt sie in mehreren Sprachen und mit außergewöhnlichem sprachlichen Rhythmus. Ihre polyglotte Metrik taucht sogar in einer sprachwissenschaftlichen Dissertation der Columbia Universität auf. Mit ihrem Trap und Rock vereinenden Stil ist Marti Stone mittlerweile etablierter Teil der italienischen Rap-Szene. Auch wenn sich dort für female Artists sowie generell für Künster:innen, die abseits des klassischen Mainstreams stattfinden, einiges verbessert hat, sieht die junge Musikerin noch viel Luft nach oben. Denn Musik soll sich nicht den Bedürfnissen des Massenpublikums anpassen – sondern die Massen den musikalischen Impulsen folgen, die von unten kommen.

2020 hat Marti Stone viel Zeit im Studio verbracht, so dass wir in nächster Zeit sicher noch einiges an empowerndem und inspirierendem Output mitbekommen werden. Dass die Chancen gutstehen zeigen „Tutto Bene“, ihr Ende 2020 veröffentlichter Track „Venti7 Freestyle“ sowie ihr jüngster musikalischer Beitrag für Control Italia, eine Firma, die Produkte für die weibliche Lust herstellt.

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