Unermüdlich setzt sie sich schon seit über 15 Jahren für die Rechte von Frauen und gegen soziale Ungerechtigkeit ein: Rapperin und Aktivistin Masta Quba aus Mexiko.
Masta Quba, mit bürgerlichen Namen Fabiola Ledesma, beginnt ihre Rapkarriere 2007 im Freestyle und ist, wie so oft, die einzige Frau unter all den rappenden Männern. Ihre Liebe für HipHop wird allerdings schon viel früher geweckt, als sie gerade einmal 14 Jahre ist. Dass sie selbst auch einmal den Weg als Rapperin einschlägt, kommt ihr damals noch nicht in den Sinn. So waren doch alle Artists, die sie hörte, männlich. Erst als sie zwei Jahre später Anita Tajoux, Mitglied der chilenischen HipHop-Gruppe Makiza, performen sieht, realisiert sie, das auch sie und andere Frauen rappen können. So traut sich Masta endlich selbst, mit dem Rappen anzufangen und merkt gleichzeitig schnell, wie schwer es Frauen im Business haben:
Ich habe mit 16/17 angefangen, zu rappen und ich habe viele Dinge erlitten, sie haben mir mit dem Tod gedroht, sie haben Videos gemacht, um sich über mich lustig zu machen, denn es ist nicht dasselbe, ein Rapper zu sein oder eine feministische Rapperin.“
Im Interview mit La Lista
Doch davon lässt sie sich nicht unterkriegen und verfolgt seit dem ersten Tag das Motto „anti todo lo que nos destruye“ (zu deutsch: „Gegen alles, was uns zerstört“). Oldschool- und BoomBap-Rap inspieren ihren eigenen Sound, clever paart Masta Quba eingängige Beats mit starken, gesellschaftspolitischen Themen und Messages. Ihr wohl stärkstes Lied heißt „Nosotras Tenemos Otros Datos“ aus dem Jahre 2021. Sie verfasste dieses als direkte und wütende Reaktion auf die Aussage des mexikanischen Andrés Manuel López Obrador, dass die Anzahl der Femizide in Mexiko zurückgehe. Denn de facto gibt es keinen Rückgang, sondern eher einen Zuwachs von Femiziden, Vergewaltigungen, von häuslicher Gewalt und Kindesmissbrauch als Folge der Pandemie. So erzählt sie bei La Lista:
Als Rapperin und als Künstlerin war es meine Pflicht, die Botschaft zu vermitteln, zu benennen und anzuprangern, das Bewusstsein zu schärfen, zum Nachdenken, Hinterfragen einzuladen und dafür zu sorgen, dass wir alle Teil der Lösung sind, und auch diese Nicht-Antwort des Staates zu Femiziden zu benennen.“
Genau dies thematisiert Quba in ihrem Song und prangert an: Das Justizsystem in Mexiko schütze weder die Opfer noch die Familien, sodass diese alleine auf sich gestellt seien und ohne Lösungsmöglichkeiten da stehen. Das Musikvideo, das im Viertel Santa Cecilia in Guadalajara aufgenommen wurde, eines der Viertel mit der höchsten Gewaltrate in Jalisco, zeigt eindrucksvoll die Frauen dieser Gegend, wie sie durch die Straßen laufen und für ihre Rechte demonstrieren. 75% der Einnahmen dieses Liedes gehen direkt an die Opfer von Gewalttaten.
Nicht nur in ihrer Musik setzt sich Masta Quba für diese wichtigen gesellschaftlichen Themen ein, sondern gibt darüber hinaus auch regelmäßig Workshops und Vorträge in ganz Mexiko. Mit Sängerin Marie V und Dichterin Cynthia Francos ruft Quba 2018 das multidisziplinäre Projekt Rapquimia ins Leben und tourt durch die großen Städte des Landes, um Frauen aus ihrer prekären Lage mithilfe von Kunst, Musik, Poesie und besagte Workshops zu holen. Auch sollen andere kunstschaffende Frauen ermutigt werden, Räume einzunehmen und ihre Werke zu verbreiten sowie auszustellen.
Das Zusammenschließen mit anderen Frauen ist zentral für Qubas Musik und Aktivismus:
Die Formel, die ich gefunden habe, ist, sich mit Mädchen und Frauen zu verbünden, sich mit mehr Rapperinnen zu verbünden und Räume selbst zu verwalten, Veranstaltungen zu verwalten, unsere eigenen HipHop- und Rap-Szenen zu schaffen und nicht darauf zu warten, dass sich die Türen für uns öffnen.“
Im Interview mit UNAM Global
Auch in ihrer aktuellen Single „Puxojensap“ hat sie sich mit der spanischen Rap-Crew Machete en Boca und Producer P. Jaguar zusammengetan und liefert mit dem für sie typischen Oldschool- und BoomBap-Vibe mal wieder eine klare Message: „A mi me gusta el rap no me gustan los raperos“, zu deutsch: „Ich mag Rap, aber ich mag keine Rapper.“