Myriam Bouchentouf – auch bekannt unter dem Namen Master Mimz – hat es geschafft, mit einem einzigen Song schlagartig berühmt zu werden, und das, obwohl sie eine Rap-Karriere gar nicht geplant hatte. Im Jahr 2011 trat sie mit einem regelrechten Protestsong auf die Bühne und äußerte sich darin zum Arabischen Frühling. Schnell galt sie deshalb als mutige Rapperin, die sogar als Identifikationsfigur für die Protestbewegung gehandelt wurde.
HipHop spielte schon früh eine große Rolle in Myriams Leben. Die in Casablanca geborene Künstlerin hörte schon im Alter von fünf Jahren gebannt den Zeilen ihrer Lieblingsrapper:innen zu. Dazu gehörten Tracks von Notorious B.I.G., Jay-Z, den Fugees, Salt-n-Pepa, Lil Kim und Queen Latifah. Arabische Vorbilder im HipHop gab es zu dieser Zeit noch nicht. Deshalb fühlte sie sich zunehmend zu amerikanisch geprägtem HipHop hingezogen.
Ihre Familie ermutigte sie als junge Erwachsene dazu, Marokko zu verlassen, um ein Studium aufzunehmen. So zog Myriam erst nach Montreal und später nach London, wo sie ihren Master-Abschluss an der London School of Economics and Political Science erwarb. In der britischen Hauptstadt machte sie eine Entdeckung, die den Verlauf ihrer Karriere veränderte. Sie fand eine HipHop-Karaoke Bar im Keller eines Londoner Clubs – die Geburtsstätte ihrer Rap-Karriere.
Fast wöchentlich trat die junge Rapperin dort vors Publikum, brachte meist Coversongs von Jay-Z und ähnlichen Künstler:innen auf die Bühne. Eines Abends sah ihr Rap-Produzent Sterling Reigns zu, der sie prompt dazu überredete, an einem Album mitzuwirken. Einige Wochen später nahmen sie gemeinsam mehrere Tracks auf. Auch ihre Debüt-Single „I C U (Rub Off)“ ließ nicht lange auf sich warten.
Als Master Mimz Anfang Februar 2011 ihren Protestsong „Back Down Mubarak” auf Facebook veröffentlichte, erlangte sie schlagartig Bekanntheit. Mit den Worten „Now we have the new anthem! This is my freestyle on Egypt! Let’s keep the movement alive! #Egypt” trug sie so ihren Teil zu den Protesten bei.
Für die Lyrics habe sie weniger als zwei Stunden gebraucht, sie sei komplett im Moment versunken. „Den Text schrieb ich an einem Stück, während ich vorm Fernseher saß und die aktuellen Nachrichten rund um Ägypten und den arabischen Frühling sah“, erinnert sie sich. Schon als Jugendliche fühlte sich die gebürtige Marokkanerin mit der ägyptischen Kultur verbunden, sie sei damit aufgewachsen. Auch als sie später nach Kanada und London zog, lernte sie viele Ägypter:innen kennen. Diese erzählten ihr von den Problemen, mit denen sie konfrontiert sind.
Als Künstlerin fühlte ich mich dafür verantwortlich, die Frustrationen der ägyptischen Jugend zum Ausdruck zu bringen, um den Ereignissen eine menschliche Perspektive zu geben. Ich dachte auch, dass das Rappen auf Englisch ein breiteres Publikum ansprechen würde.”
Master Mimz im Interview mit egyptindependent
Trotzdem wehrte sie sich gegen die Bezeichnung einer politischen Rapperin. Mimz ist es viel wichtiger, über jedes Thema oder Gefühl zu rappen, das für ihre Generation relevant erscheint. Sie möchte sich nicht in eine Schublade stecken lassen. „Für mich war die ägyptische Revolution mehr als ein politisches Thema. Sie war ein menschliches Thema”, erklärte sie in einem Interview, amüsiert darüber, wie schnell ihre Fans sie zur Identifikationsfigur einer Protestbewegung machten. Heutzutage gibt die marokkanische Rapperin nur noch wenig von sich preis. Dass sie sich erneut mit mutigen Rap-Texten zu aktuellen Ereignissen äußern wird, erscheint eher unwahrscheinlich.
Der Arabische Frühling fand um das Jahr 2011 statt. Es handelte sich um eine Welle von Protesten, die viele arabische Länder in Afrika und dem Nahen Osten erfasste. In den meisten dieser Länder gibt oder gab es Herrscher, die ihr Land seit Jahrzehnten wie Diktatoren regierten. Die protestierende Bevölkerung forderte mehr Gerechtigkeit, Freiheit, Demokratie, Wohlstand und weniger Korruption. (Quelle: KLexikon.de)