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Mc Nill

Mc Nill

Aus einer kleinen Stadt in der Region Umbriens kommend, wuchs Giulia Galli aka Mc Nill stets mit dem Gefühl auf, anders zu sein, und nahm immer irgendwie die Außenseiterrolle ein. Nicht nur, weil sie sich unter anderem „für ein Mädchen untypisch“ kleidete mit ihrem eher tomboyishen Look, sondern auch, weil sie andere Ansichten in Bezug auf gängige patriarchale Rollenbilder vertrat und darauf, was es bedeutete, „eine Frau zu sein“.

Als offen queere Frau fand Nill jedoch erst in der Musik, im Speziellen im Rap, für sich ein Ventil, um zum einen auszudrücken, wer sie wirklich ist, und zum anderen auch, um ihrem Unmut über gesellschaftlich und sozial konstruierte Ansichten zu Geschlechtsidentitäten Ausdruck zu verleihen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich Mc Nill damit nicht nur zum Aushängeschild für Frauen in der italienischen Rap-Szene entwickelt, sondern innerhalb derer auch zu einer wichtigen Stimme der LGBTQI-Community.

Was zunächst mit vereinzelten musikalischen Projekten mit der italienischen Rapperin Marti Stone begann, entwickelte sich schnell zu einer erfolgversprechenden Karriere: Nach zahlreichen Teilnahmen an Battles und Jams im ganzen Land landet Mc Nill 2013 bei MTV Spit, einem Freestyle-Battleturnier im italienischen MTV-Programm, welches von 2011 bis 2014 ausgestrahlt wurde. Nill qualifiziert sich als erste Frau für das Finale im Bereich „Perfekte Technik“, 2014 nimmt sie an der dritten Edition von MTV Spit teil und erreicht, wieder als erste Frau, den dritten Platz im Gesamtfinale der Staffel.

Nachdem Mc Nill stilistisch wie auch technisch mit ihrer EP „Presibbene“ (2014) mehr als überzeugen konnte und ihre bis dato gewonnene Fangemeinschaft weiterhin wuchs, wurde ihr 2016er Debütalbum „Femminill“ zu einem wahren Manifest erklärt. In Songs wie „Un attimo per me“ (feat. Molla; dt. „Ein Moment für mich“) oder „Le cose cambiano“ (dt. „Die Dinge ändern sich“) beweist Mc Nill größtes Feingespür für soziale Themen und nutzt ihre musikalische Stimme einmal mehr im Kampf gegen jegliche Formen von Diskriminierung:

„Ma loro non lo sanno che sbagliano
Quando puntano il dito e ti guardano
Ma loro non lo sanno che sbagliano
Io sono qui per dirti che le cose cambiano“

(Dt. „Aber sie wissen nicht, dass sie falsch liegen
Wenn sie mit dem Finger zeigen und dich ansehen
Aber sie wissen nicht, dass sie falsch liegen
Ich bin hier, um ihnen zu sagen, dass sich die Dinge ändern“)

Für Mc Nill steht dabei fest, dass das oft proklamierte Bild einer misogynen und cis-männlich-chauvinistischen Rap-Szene nicht etwa aus der Szene selbst heraus rührt, sondern dass die Ursprünge dafür viel eher tief verwurzelt in unserer Gesellschaft zu finden sind. Mit ihrer Musik und Präsenz leistet Mc Nill auf jeden Fall einen wichtigen Beitrag zur Diversifizierung der Rap-Szene und fungiert damit als ein wichtiges und mehr als notwendiges Vorbild unter den Szeneakteur*innen Italiens. Viel Respekt und Liebe an dieser Stelle von der „365 Female* MCs“-Redaktion dafür!

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