Reem Nabhani aka Meer hat libanesische, plästinensische und irakische Wurzeln und zog im Alter von fünf Jahren von Dubai nach Neuseeland. Zusammen mit Producer Dbldbl veröffentlichte sie als Duo Heavy, später Cool Tan, ab 2014 zwei EPs und spielte zahlreiche Auftritte in und um ihre neuseeländische Heimatstadt Auckland.
Ende 2017 brachte sie ihre erste Solo-Veröffentlichung als Meer heraus – die Kushari EP. Kushari ist ihr Lieblingsessen aus der arabischen Küche (Reis mit Linsen, Kichererbsen und Macaroni(!)). Die sechs Songs der EP behandeln entsprechend ihre Identität als arabischstämmige Person sowie LGBTQI- und Mental-Health-Themen. Meer spricht schwierige Sujets unverblümt an, das Musikvideo ihrer Singleauskoppelung „Rotten“ enthält eine Triggerwarnung bzgl. der Erwähnung von sexuellem Mißbrauch und häuslicher Gewalt. „Der Song ist für alle, die jemals mundtot gemacht wurden, die sich nicht akzeptiert und ungewollt gefühlt haben. Dieser Scheiß ist nicht okay, also lasst uns drüber sprechen.“, sagt Reem über den autobiographischen Song.
Ebenso verarbeitet sie in ihrer Musik und bei ihren Auftritten ihre Depressions-Erfahrungen: „Ich mixe meine Liebe für Rap und meine traumatischen Erfahrungen zusammen und das Ergebnis kannst du dann auf der Bühne sehen.“
Wichtige Themen zu addressieren geht für Meer jedoch über ihre Texte hinaus: So featurete sie im Video zu ihrem Song „Pomgrenade“ Tänzer der lokalen Vogue-Szene, spendete Einnahmen ihrer Musik, um Trans-Rechte zu unterstützen oder trat bei Benefizveranstaltungen für LGBTQI-Organisationen auf.
Meist rappt oder singt sie auf Englisch, allerdings zeigt sie auf ihrer Single „Fattoush“ ihre Muttersprache Arabisch. Vor ihrer muslimischen Mutter verheimlicht Meer, selbst gläubige Muslima, ihr Rapperinnen-Dasein. „Sie hat schon mal herausgefunden, dass ich rappe und sich furchtbar aufgeregt. Sie dachte, was ich mache sei haram; alles was sie sich darunter vorstellen konnte, war wie ich in Bars vor betrunkenen Typen auftrete“, erklärt Meer im Interview mit dem Magazin Serum. Die Ende-Zwanzigjährige fühlt sich oft zwischen ihren beiden Kulturen hin- und hergerissen und nirgends richtig zugehörig; „Zu weiß, um arabisch zu sein und zu arabisch, um weiß zu sein. Das alles fließt in meine Musik und in meine Performance auf der Bühne ein.“ erzählt sie im Interview mit Gay Express.
Meer ist es deshalb wichtig, eine Identifikationsfigur für Menschen in ähnlichen Lebenslagen zu bieten. „Ich möchte (…) nicht nur Musik machen, ich will anderen helfen und eine Plattform für andere Araber*innen schaffen. Ich weiß nicht Mann, ich möchte sowas wie eine Ikone sein.“, so Meer, die seit 2018 glücklich mit ihrem Partner in Australien lebt.