Griechenlands Rap-Szene hat vor allem in den letzten zehn Jahren eine Vielzahl von jungen Künstler*innen hervorgebracht, welche in ihrer Musik verstärkt den Fokus auf alltägliche Erfahrungen mit Gewalt, Armut, Diskriminierung, Drogen, Korruption etc. legen, diese jedoch zugleich auch anprangern und dabei stets ihre kritische Haltung gegenüber den (staatlichen) Autoritäten, der Polizeimacht sowie der Mainstream-Kultur und -Medien zum Ausdruck bringen. Eine in diesem Zusammenhang wichtige und in der Underground-Szene mehr als bekannte Künstlerin, ist die gebürtige Athenerin Theoni Antoniou (*1986), auch bekannt unter ihrem Künstlernamen mi55t.
Spätestens seit der Veröffentlichung ihrer EP „Ήρεμη Δύναμη“ („Íremi Dýnami“, dtsch. „Ruhige Kraft“) im Sommer 2015 gehört sie zu den wichtigsten Vertreter*innen der griechischen nicht-kommerziellen Rap-Szene, welche sich bewusst vom kommerziell produzierten Rap mit seinen Pop- und Gangsta-Rap-Einflüssen in Griechenland abzugrenzen versucht. Inspiriert von den Vorbildern aus ihren Jugendtagen, wie u.a. MC Lyte, Heather B, der Terror X Crew oder dem Wu-Tang Clan, veröffentlicht Theoni unter ihrem Künstlernamen mi55t, sprich „Miss T“ (T für Theoni), bereits seit einigen Jahren Songs, welche geprägt sind vom klassischen old school-Sound sowie Beats und in denen sie sich auf textlicher Ebene überwiegend mit politischen sowie gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt. Wie mi55t selber sagt, ist das Mic wie ein Tagebuch und die Beats bzw. Instrumentals wie leere Seiten für sie, die nur darauf warten beschrieben zu werden. Auch wenn es im letzten Jahr ein wenig ruhig um die Rapperin geworden zu sein scheint, lohnt es sich dennoch, die kleine sprachliche Hürde zu überwinden und einfach mal mit einem Translator in Songs wie „πάλι καλά“ („Páli kalá“, dtsch. „Wieder gut“) oder „Βλέπω τη λάμψη“ („Vlépo ti lámpsi“, dtsch. „Ich sehe Taten“) reinzuhören.