Tiefe Frequenzen und herausstechende Basslines: Das ist der Sound von Misses U. Doch es wäre zu einfach, die Wienerin lediglich auf ein Subgenre zu beschränken. In Wahrheit rappt sie auf Grime-Beats, liefert gesanglich mit R&B-Vibes ab, wirkt in einer A-cappella-Gruppe mit und tanzt nebenbei. Misses U ist durch und durch Musikerin, nicht nur dank ihres Studiums an der Uni für Musik und darstellende Kunst in Wien. Jetzt arbeitet sie bereits an ihrem zweiten Album – und das, obwohl es ihr vor drei Jahren noch schwer fiel, überhaupt den Mut zu eigenen Songs zu fassen.
1994 in einer musikalischen Familie geboren, dauerte es nicht lange, bis auch sie einen solchen Weg einschlug. Vom Instrumentalunterricht in der Musikschule und dem selbsterlernten Klavierspiel über den Gesangsunterricht bis hin zu ersten Musicalerfahrungen in ihrer Schulzeit stellte sich für die geborene Österreicherin rasch heraus, dass diese Leidenschaft einmal zu ihrem Beruf werden sollte. Schnell folgten diesen Worten Taten, und sie begann das Studium des Popgesangs mit der Absicht, ihre musikalische Entwicklung zu ergänzen und vertiefen. Inzwischen musiziert sie als Misses U nicht nur solo, sondern gehört auch der Soul-Gruppe Beat Poetry Club und dem Label Beatzarilla (ausschließlich für weibliche Produzentinnen) an.
Ihre Entwicklung ist hörbar geprägt von den Künstler:innen, die sie bereits in ihrer Kindheit und Jugend begleiteten: Destiny’s Child, Jamelia oder auch die Sugarbabes sind heute dafür verantwortlich, dass sich vor allen Dingen immer wieder R&B-Gesänge in Misses Us Releases finden lassen. Nachdem sie sich über Jahre hinweg an Coversongs ausprobierte, veröffentlichte sie auf ihrer EP „Just Mankind“ im Jahr 2017 zum ersten Mal vier eigene Songs. Schwer vorstellbar bei einer Frau, die sich heute selbst produziert, aber eigene Songs zu schreiben stellte für sie zunächst eine Schwierigkeit dar. „Die Angst vor einem leeren Blatt zu sitzen, war zu groß“, sagt sie. Erst mit der Unterstützung einer Universitätsprofessorin, die heute ebenfalls Teil des Beat Poetry Club ist, gelang es ihr, sich an eigene Lyrics heranzutrauen. Heute hat Misses U diese Zweifel überwunden. Seit 2018 erschien sie immer wieder als Gast auf diversen Fremdreleases und veröffentlichte 2018 ihr erstes Album („I am me“), gefolgt von zwei Singles („Your Opinion“ & „Lose It“).
Besonders ihre aktuelle Single „Lose it“ steht stellvertretend für ihren Grime-Sound. Dass sie sich heute in dieser Richtung wohlfühlt, verdankt sie in erster Linie dem Linzer Rapper und Produzenten Def Ill, der nicht nur bei der Produktion ihres erstes Albums half, sondern ihr auch den nötigen Beistand leistete, um sich erstmals an Rap heranzuwagen. Während die Anzahl der gerappten Parts auf „I am me“ überschaubar ist, sieht es auf ihrem zweiten Album ganz anders aus. Trotzdem ist ihr die Kombination aus Gesang und Rap wichtig, so dass von einem puren Rapalbum nicht die Rede sein kann. Was sie hingegen beibehalten hat, ist die englische Sprache. Zwar gab es bereits ein Release auf Deutsch, laut eigener Aussage ermöglicht eine Fremdsprache ihr aber eine gewisse Trennung zwischen ihrer Rolle als Künstlerin und ihrer Privatperson, so dass sie sich selbst bei persönlichen Texten nicht zu entblößt fühlt. Eine persönliche Note in ihre Musik zu bringen, spielt für Misses U eine große Rolle. So bestehen für das zweite Album so konkrete Vorstellungen von Beats und dem gesamten Sound, dass die Produktion diesmal alleinig in ihren Händen liegen soll, um dadurch ihren Charakter im Endprodukt hörbar zu machen. Ein Releasedatum ist öffentlich noch nicht nicht bekannt, wir dürfen aber gespannt bleiben.