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Missmaella

Missmaella

Missmaella sagt über sich selbst, sie betreibe Empirie und bediene sich selten der Fiktion. Die Rapperin aus Paraguay hat genug zu erzählen, aus ihrem realen Leben und über die Missstände in der Gesellschaft, und genau das will sie in ihren Lyrics transportieren. Musikalisch scheint Missmaella den Kontrast zu den ernsten Themen, die sie bewegen, zu suchen. Sie rappt meist zu jazzigen Harmonien und low-fi BoomBap-Beats.

Missmaella – der Name der paraguayischen MC ist ein Wortspiel: „das Fräulein, das sich selbst gehört“. Mit diesem Namen startete die Rapperin 2016 ihre Karriere in der Freestyle-Szene in Paraguay und hat mittlerweile ihren ersten Longplayer auf dem Independent-Label In Between veröffentlicht.

Jazzige und soulige Instrumentals bestimmen auch das Debüt-Album „El Circo“ (2020) der Rapperin. Insgesamt kommt Missmaellas Musik meist ohne Samples aus und setzt viel auf analoge Sounds. Bei Live-Auftritten begleitet eine Band die MC. Stellenweise erinnern ihr laid-back Flow und ihre Delivery an die chilenische Rap-Größe Ana Tijoux. Bei den weniger vertretenen energetischeren Songs auf dem Album stehen Autotune und elektronische Beats im Vordergrund.

Der diverse Sound des Debüts scheint auch von ihrem Produzenten, dem paraguayischen Schlagzeuger Marcelo Soler beeinflusst, der musikalisch aus Jazz, Funk, R&B und Soul kommt. Solers Produzentenskills und Missmaellas Talent ergänzen sich gut: Die neueren Stücke der MC wirken musikalisch experimenteller als ihre früheren soliden BoomBap-Tracks. Ein gutes Beispiel liefert ihr zuletzt veröffentlichter Song „Máscaras“: Der Beat zu Anfang verdichtet sich immer stärker zu einem dunklen und energetischen Soundteppich. Die Dramaturgie untermalt die politische Botschaft der Lyrics, in denen Missmaella über korrupte und gewaltsame paraguayische Politiker:innen und Streitkräfte rappt.

Ihr bisher erfolgreichster Track „Toma“ (2019) klingt wieder ganz anders als ihr Debütalbum und bedient sich Flamenco-Sounds und -Beats. „Toma“ ist eine Hymne auf die Resilienz und darauf, sich trotz Rückschlägen in einer konservativen, patriarchalen und rassistischen Gesellschaft nicht daran hindern zu lassen, für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Die Themen Feminismus, Selbstermächtigung und Sozialkritik ziehen sich immer wieder durch Missmaellas Tracks. Die junge Rapperin gibt Einsichten in die Lebensrealitäten in Paraguay, ein Land in Lateinamerika, das oftmals wenig Beachtung findet. Auch deshalb lohnt es sich, bei Missmaella zukünftig genau hinzuhören.

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