Im November 2002, also vor 20 Jahren, erschien der Kultfilm „8 Mile“ und warf nicht nur ein Licht auf die Background-Story von Marshall “Eminem” Mathers, sondern vor allem auf die HipHop-Szene Detroits. Wer den Film damals mit wachen Augen und Bewusstsein geschaut hat, dem*der wird aufgefallen sein, dass bei all den beeindruckenden Freestyle- und Battle-Szenen, die während des Films gezeigt werden, lediglich zwei Rapperinnen auftauchen: Njeri Earth und das Detroiter Rap-Urgestein Miz Korona. Bis heute bleibt die berühmte Imbisswagen-Szene unvergesslich, bei der sich B-Rabbit aka Eminem, Xzibit sowie unter anderem auch Miz Korona battlen. Wer nicht weiß, wovon die Rede ist, schaut es sich am besten einmal an:
Keine Frage, dass der Hype um den Oscar-prämierten Blockbuster den Künstler:innen noch einmal eine ganz andere Aufmerksamkeit beschert. Darüber gerät jedoch in Vergessenheit, dass Miz Korona, die mit bürgerlichem Namen Paula Smiley heißt, bereits 1994 ihr Debüt hingelegt und schon lange Zeit zuvor ein Standing als krasse Texterin und Rapperin hatte.
Geprägt von ihrem Vater, Gründungsmitglied der 1970er-Jahre-R&B-Band The Floaters, lernt Smiley schon früh, dass es im Showbusiness vor allem um Selbstbewusstsein und die Kunst zu performen geht. Gepaart mit ihrem Feingefühl für Worte und Storytelling entwickelt sie schnell eine große Leidenschaft für Rap, die lokalen Produzent:innen nicht unbemerkt bleibt. Mit viel Ehrgeiz sammelt Miz Korona Erfahrungen bei lokalen Cyphern und auf den Bühnen in Detroit und Umgebung. Am Ende öffnet das der talentierten MC zahlreiche Türen, nicht nur in die Filmwelt, sondern vor allem als Support-Act für US-Größen wie Scarface und Run DMC.
2010 veröffentlicht die Rapperin gleich zwei Alben: „DopeMuzik“ und „The Injection“. Gleichzeitig arbeitet sie an zahlreichen musikalischen Kollaborationen, Kunst-Projekten, gibt (HipHop-)Workshops mit ihrer Crew The Invisibles, tourt international und kommt je nach Anlass mit kreativen Kolleg:innen aus ihrem Umfeld als Band The Korona Effect zusammen. Generell scheint Kreativität unerschöpflich durch ihre Adern zu fließen. Stolpert Miz Korona über etwas, was sie noch nicht kann, erschließt sich es sich eben kurzerhand. Sei es die Fotografie, zu der sie findet, als es in puncto Musikkarriere eher zum Stillstand kommt, oder Producing, dem sie sich während der Pandemie widmet. Immerhin bringt sie genau diese DIY-Mentalität schon seit vielen Jahren weiter.
Trotz zweifacher schwerer COVID-Erkrankung in den letzten Jahren bringt die Rapperin die Kraft auf, neue Musik aufzunehmen. Die neu angeeigneten Skills als Produzentin wollen präsentiert werden: Im April 2020 erscheint die EP „The Virus“, auf der sie die damalige Situation reflektiert sowie über die COVID-Infektion ihrer Eltern und über sich selbst spricht. Das Release geht einher mit der Auskopplung der Single „Respect the name“, auf der Smiley einmal mehr deutlich macht, dass sie so schnell nicht kleinzukriegen ist, und das, obwohl sie daraufhin noch lange gesundheitlich zu kämpfen hat.
Umso erfreulicher und hoffnungsvoller klingt die Botschaft ihrer jüngsten EP „The Healer and the Heartbreaker“, die im April 2022 erscheint. Gleichwohl es auf der Platte um queere Liebe, Dating, aber auch um Liebeskummer und die Verarbeitung toxischer Beziehungen geht, zeigt sich die Künstlerin von einer sehr persönlichen und neu erstarkten Seite. Dass Miz Korona offen ihre queere Identität thematisiert, stellt dabei für sie keine Selbstverständlichkeit dar. Viel zu lange untersagt ihr ihre Produktionsfirma, über ihre Sexualität offen zu sprechen. Doch damit ist Schluss: Alle Zeichen stehen bei der Rapperin auf einen positiven und erfolgreichen Neustart.