Die mexikanische Flagge weht und die Lowrider bouncen. Eine Dickies-tragende Frau mit dünnen Augenbrauen, dickem Lidstrich und dunklem Lipliner rappt auf einer Autoshow. Eigentlich verbindet man dieses Setting mit der Chicana-Kultur – einer von Amerikanern*innen mit mexikanischen Wurzeln geprägten Subkultur, die ihr Zentrum in Kalifornien hat. Aber auf der Bühne rappt die Künstlerin hier nicht nur auf Englisch und Spanisch, sondern vor allem auf Japanisch. Es ist MoNa a.k.a Sad Girl, die bekannteste Chicana Japans und wir befinden uns nicht in Los Angeles oder San Diego, sondern bei einem der regelmäßigen Treffen der landeseigenen Lowrider-Szene in Nagoya, Kyoto oder Tokio.
Durch importierte Automagazine und den Austausch zwischen Mechanikern und Autobauern aus Japan und von der amerikanischen Westküste kamen die Lowrider in den 80ern nach Asien – und mit ihnen nach und nach die Chicano-Kultur. MoNa fand den Zugang über die Chicana-Rapperin JV. Das Magazin, durch das sie auf sie aufmerksam wurde, hütet sie bis heute wie einen kleinen Schatz. “Japaner*innen legen viel Wert auf Uniformität, aber schon als kleines Kind war es schwer für mich, zu tun, was mir gesagt wurde. Ich wollte immer rebellieren”, sagt MoNa. “Ich habe nie verstanden, warum ich in Japan geboren wurde, aber weil ich diese [Chicana-] Kultur entdeckt habe, habe ich gelernt, meine Familie zu respektieren, ich habe viel über Liebe gelernt. Ich glaube, diese Kultur hat mich gerettet.”
Die New York Times und Refinery29 haben sich in Dokus mit der Frage befasst, ob diese Aneignung mexikanisch-amerikanischer Kultur durch MoNa und andere Japaner*innen verletzend sei. MoNa ist es daher besonders wichtig deutlich zu machen, wie viel ihr die Kultur gegeben hat, dass sie sie respektiert und sie nicht nur als Kleidungsstil oder Make-Up-Trend betrachtet. Seit nunmehr zwölf Jahren repräsentiert sie die japanische Chicana-Szene und hat mittlerweile vier Alben rausgebracht. “Ich will einfach, dass Leute wissen, dass wir nicht alle fake sind. Einige von uns verehren diese Kultur wirklich.” Dass sie bereits zu Auftritten in Kalifornien eingeladen wurde und unter ihren Videos viel Zuspruch auch von amerikanischen Chicanas und Chicanos zu lesen ist, deutet darauf hin, dass ihr dieser respektvolle Umgang gelingt.