Mynda Guevara – prägt Euch diesen Namen ein und verbreitet ihn, denn hinter diesem bedeutungsvollen und geschichtsträchtigen Künstler*innennamen steht eine junge Frau aus Lissabon, die mit ihrem musikalischen Sein und Schaffen in ihrer Heimat Portugal Großes leistet und noch viel Größeres bewegen wird!
Im Jahre 1997 geboren, wächst Mynda mit ihrer Mutter sowie ihren beiden Geschwistern in Cova da Moura auf, einem über die Jahre mehr und mehr in Verruf gekommenen Viertel am Rande der Stadt Lissabon, in welchem überwiegend die afrikanische Diaspora lebt. Dabei entwickelt Mynda bereits früh als Kind einen ausgeprägten Sinn für Recht und Unrecht sowie eine enge Verbundenheit zu ihren eigenen kreolischen Wurzeln beziehungsweise ihrem kapverdischen Background.
Über ihren acht Jahre älteren Bruder kommt sie schon während ihrer Kindertage mit Rap-Musik in Kontakt, insbesondere mit Rap Tuga-Künstler*innen wie Chullage, Beto di Ghetto, Primero G oder Kromo di Ghetto. Erst viele Jahre später werden auch Künstler*innen wie Lauryn Hill, Queen Latifah oder gegenwärtig IMDDB, Nadia Rose und Young M.A ihren Einfluss auf Myndas musikalischen Output ausüben.
Inspiriert von den vielen musikalischen Einflüssen in den Straßen von Cova da Moura, welchen sie 2018 auch den Song „Nha Mundo“ („Meine Welt“) widmet, beginnt Mynda mit 13 Jahren selbst zu rappen. Recht schnell folgen die ersten Auftritte sowie Kollaborationen mit Rappern aus der Hood wie Ridell und Naote. Nichtsdestotrotz muss Mynda schnell realisieren, dass ihr (wie auch vielen anderen Frauen) der Platz in der hiesigen Rap-Szene nicht gegönnt ist und sie sich stets zu beweisen hat – Erfahrungen, die Mydnas Gerechtigkeits- und Kämpfer*innensinn umso mehr triggern. Schnell fällt die damals noch 16-Jährige die Entscheidung, ihrem Namen mehr Ausdruck und Kraft verleihen zu wollen, sodass sie diesen in Mynda Guevara ändert – inspiriert von dem argentinischen marxistischen Revolutionär und Guerillo Ernesto „Che“ Guevara. Nicht ohne Grund ist Myndas linker Arm auch geschmückt mit Tätowierungen, darunter eine Löwin sowie die Schriftzüge „Hasta la Vitória“ und „Female Power“.
Hauptsächlich auf Kreolisch, zum Teil aber auch auf Portugiesisch rappend („Na Nossa Língua“), widmet sich Mynda in ihren Songs der Würdigung und Anerkennung von Frauen, die sich für ihre Rechte und Freiheiten stark machen und ihre Stimmen in der Rap-Szene ebenso wie im alltäglichen Leben erheben. Ihre erste Single „Mudjer na rap“ („Frauen im Rap“) aus dem Jahre 2016 thematisiert und reflektiert genau das: Myndas eigenes Dasein und ihre Rolle als Frau, als Rapperin sowie als Afro-Nachkommin innerhalb der machistischen portugiesischen Rap-Szene.
Mit der Veröffentlichung der Songs „Valor Kez Ta Danu” sowie bereits erwähnter Single „Nha Mundo“ oder „Ken Ki Fla“, „Bu Silêncio“ und „Vazio“ hat Mynda Guevara in den vergangenen Jahre vor allem an der Vollendung ihrer ersten EP „Mudjer Na Rap“ gearbeitet. Ein Prozess, der durchaus einmal länger dauert, wenn man wie Mynda darauf besteht, das eigene musikalische Schaffen – vom Texte schreiben, Songs produzieren, Videos drehen bis hin zur Vermarktung und so weiter – komplett selbstbestimmt in den eigenen Händen behalten zu wollen.
Insofern werden wir auch nicht müde zu betonen, welch wichtige, nahezu revolutionäre Figur und Stimme Mynda Guevara innerhalb der Rap Tuga-Szene ist, stellt sich die junge Künstlerin mit ihrer Musik voller Mut und Entschlossenheit nicht nur einer patriarchal geprägten Mainstream-Rap-Szene entgegen, sondern setzt sich auch eindrucksvoll für die Sichtbarkeit und Akzeptanz (weiblicher*) Künstler*innen afrikanischen Ursprungs in ihrer Heimat Portugal ein. Eine Leistung, derer sich auch der portugiesische Regisseur Raquel Freires in seiner 2019 erschienenen Dokumentation „Mulheres do Meu País“ („Frauen meines Landes“) ausführlicher widmete, in der er die Geschichten mehrerer Frauen erzählt, die auf ihre Weise jeden Tag Held*innentaten vollbringen. Eine von ihnen ist unverkennbar die großartige Mynda Guevara!